Der Wecker geht um 6.30, knapp zwei Stunden später sind wir unterwegs. Es regnet, alles ist grau. Ein guter Moment, um nach Italien zu fahren. Aber dazu müssen wir ja durch die komplette Schweiz. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Genfer See, die Sonne strahlt. Und da die Reiseleitung zufällig gerade am Lenkrad sitzt, hat die Reisegruppe keine Chance, sich gegen einen Zwischenstopp zu wehren...
Um 14 Uhr ist tatsächlich ein Parkplatz neben dem Casino in Montreux frei, die Stunde kostet einen Euro. Schnäppchen in bester Lage. Ein paar Schritte bis zum Seeufer und wir sind in einer anderen Welt. Strahlend blauer Himmel, kristallklares Wasser, hohe Berge, Palmen und gleichzeitig Laubbäume in Herbstfarben. Wunderschön. Kaum zu glauben, dass die Aufbauarbeiten zum Weihnachtsmarkt schon auf vollen Touren laufen. Wir bummeln gemütlich eine Stunde am Ufer entlang, schmunzeln über die Kunstwerke mit dicken Katzen, staunen über die Geschwindigkeit eines Schaufelraddampfers und sind auf einmal schon vollkommen im Urlaub. Eis will dannn doch niemand - zehn Euro für zwei Kugeln sind irgendwie knackig.... (okay, was hatten wir nochmal in London gezahlt? Aber da war es auch in Rosenform gelegt)
Und noch ein Stopp liegt auf dem Weg und zwar direkt auf der berechneten Strecke: Der Pass des großen Sankt Bernard, samt Hospiz und kleinem See am höchsten Punkt. Langsam schraubt sich die Straße hoch, die Natur wird karst und schon sind wir oben. Glück gehabt, denn ab 17. Oktober ist der Pass geschlossen. Schneereste weisen darauf hin, dass nicht an jedem Tag die Sonne spätsommerlich vom Himmel knallt. Sämtliche Türen an allen Einkehren sind schon verbarrikadiert, auch die Bernhardiner sind schon umgezogen. Allein die Bar du Lac hat noch geöffnet. Sie befindet sich schon auf der anderen Seite der Grenze, also in Italien, auch wenn dort konsequent französisch gesprochen wird. Drei Espressi und eine Limo kosten gerade mal sieben Euro.
Wir sehen uns eine Runde um, dann schalten wir den Flugmodus (unsere Telefonanbieter haben keine Deals mit der Schweiz) wieder aus: Nachricht von Vermieterin Debora. Ob wir bitte gegen 18 Uhr da sein könnte, sie muss um 18.30 Uhr bei einem Trauergottesdienst sein. Entsprechend zügig fahren wir gen Aosta und es klappt noch.
Debora empfängt uns, eine kleine Tour durch die 120 Quadratmeter auf zwei Stockwerken und versorgt uns mit den wichtigsten Infos. Kurz darauf bummeln wir in die Altstadt, die nur wenige Minuten entfernt ist. Italien, wie gemalt. Eine lange Straße mit vielen Cafés und Läden, Menschen sitzen im Freien, gehen spazieren. In der Pizzeria Bataclan, die wir empfohlen bekamen, findet sich sogar noch ein Plätzchen für uns. Leckeres Essen, erstaunlich viel Personal. Wir zählen zehn ... dabei ist die Fläche wirklich übersichtlich.
Auf dem Rückweg treffen wir zufällig Debora, Nicole plaudert sich fest, Verabredung zum Kaffee steht. Danach endet der Abend schnell.
Noch ein paar Impressionen von der Anreise.
Ausschlafen, trödeln, nach 11 Uhr duschen. Die vergangenen Wochen waren anstrengend genug. Die Ferienwohnung ist großartig und wir sind froh, dass wir volle sieben Nächte hier bleiben. Dabei haben viel Spaß mit dem Soundsystem, eine sehr ausgefeilte technische Anlage ... ein Druck auf einen der gefühlt 1000 Schalter und auf einmal dröhnt aus Lautsprechern in der Decke italienisches Radio.
Bei der Tagesplanung steht uns Debora via Whatapp mit Rat zur Seite. Gegen 14 Uhr laufen wir in Aymavilles, 15 Fahrminuten von Aosta entfernt, los. Nicole hatte zuhause auf einer Website gestöbert und einen schönen Weg gefunden. Der Haken: wir haben keinen Wanderführer, keine Wanderkarte und entsprechend wenig Überblick. Eine kurze Krise, als es eine Weile sehr steil nach oben geht und nicht klar ist, ob die Wasservorräte für drei Stunden ausreichen werden. Doch dann zeigt sich: ein traumhafter Weg. Die Kiefern duften, der Blick in den Nationalpark Gran Paradiso ist sagenhaft, zwischendurch geht es durch ein kleines Tunnel.
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir planmäßig Pont d'Ael, einen kleinen herausgeputzten Weiler --- ohne Bar! aber immerhin mit Brunnen, an denen wir die Flaschen füllen können. Die Häuser sind herausgeputzt, aber der Anziehungspunkt ist das alte römische Aquädukt. Wo früher Wasser floß, führt heute der Wanderweg. Ein Stockwerk tiefer kann man gegen Bares dort laufen, wo früher die Römer spazierten. Allerdings wurde eine Glasdecke eingezogen. Das Eingangsgebäude ist sehr sicher mit EU-Geldern hochzgezogen geworden, für Museumspädagogik hat die Förderung dann leider nicht mehr gereicht. Immerhin gibt es einen Flyer und wir tummeln uns eine Weile in der historischen Stätte.
Der Rückweg braucht nur eine gute Stunde. Gegen 17 Uhr sind wir zurück und ziemlich ausgehungert. Also ab in die Vinosteria, die uns Debora empfohlen hat. Warmes Essen erst ab 19 Uhr, aber die Panina sind auch sehr fein. Danach fallen wir - eigentlich um Wasser zu kaufen - in einen ipermarcato ein, einen sagenhaft riesigen italienischen Supermarkt. Daheim stellen wir dann fest, dass es zwar Tortellini mit Äpfeln und Zimt und Schokoladen mit Pistazienfüllung in den Einkaufstaschen gibt .. aber das Wasser haben wir vergessen.
Ein gemütlicher Abend zuhause und wir sind alle vier ziemlich müde.
Natürlich gab es an diesem Wandertag noch mehr Bilder.
Erstaunlicherweise haben wir keinen Muskelkater. Also auf zur nächsten Wanderung, diesmal einer ganz kleinen, bevor am Donnerstag der Regen einsetzt. Es geht zu einem Instagrammfund, die Website der hiesigen Tourismusbehörde, der die Reiseleitung folgt, hatte ein Bild von einem zauberhaften See gepostet. Da wollen wir hin.
Der Lac d'Arpy liegt, der Name verrät es, schon recht nahe an der französischen Grenze. Wir zuckeln auf der Staatsstraße gemütlich hin, parken an einem Hotel und laufen los. Im Vergleich zum Vortag ausgesprochen gemäßigt, nur 100 Höhenmeter sind zu überwinden, ein recht breiter, schöner Waldweg. Die Lärchen erstrahlen schon in knalligem Gelb, im Hintergrund rauscht ein Wasserfall und - was wir erst auf dem Rückweg wahrnehmen - der Mont Blanc, der hier natürlich Monte Bianco heißt, schiebt sich ins Bild. Zauberhaft.
Am See angekommen weht uns der Anblick endgültig um. Indian Summer vom Feinsten. Dafür muss man wirklich nicht über den Atlantik fliegen. Wir picknicken in der Sonne, auf über 2000 Metern Höhe, und verbringen an diesem wunderbaren Flecken Erde einfach sehr viel Zeit. Da sind zum Beispiel die Fische, die sich hektisch anstrengen, zurück zu Quelle zu gelangen.
Auf der Rückfahrt ist die Rückbank dem schnellen Hungertod nahe. Wir stranden in einem Skiort gegen 16 Uhr in einem Ristorante. Als wir zaghaft fragen, ob und was es an warmen Speisen gibt, rattert die gestrenge Seniorchefin zwar einzelne Gerichte herunter - aber hinter ihrem Kopf blickt es geradezu in Neon: Ihr Barbaren aus dem Norden, zwischen 14 und 19 Uhr gibt es keine warme Küche, ci siamo in Italia e basta. Für teuer Geld gibt es dann Crespelle (Bechamelgetränkte Crepes mit Schinken, lokale Spezialität) und Strudel. Und danach eine klare Ansage der Reiseleitung mit Blick auf die Rechnung, dass es hier in Zukunft eben nachmittags keine warme Küche gibt. Basta.
Am Abend entschwindet Nicole für zwei Stündchen mit Debora auf einen Aperitiv, genauer zwei Prosecco und Häppchen in den Altstadt. Italienisch durchplaudern über das Leben als solches und Wandertipps bekommen, einfach herrlich. Gegen 20 Uhr steuert dann wieder die gesamte Familie eine Pizzeria an und nach einer gefürchteten "Runde um den Block" von knapp zwei Kilometern Altstadt sind wir auch schon zurück.
Natürlich sind die Speicherkarten voll mit Fotos. Hier eine kleine Auswahl.
Heute steht der Nationalpark Gran Paradiso, also das Gebiet um den gleichnamigen Viertausender, auf dem Programm. Debora hatte Route und Lokale empfohlen, wir haben also nur vergleichsweise wenig Futter dabei. Der Ort Cogne liegt etwa 45 Minuten Fahrt von Aosta entfernt, man muss durch ein enges Tal.
Vor Ort stellen wir fest, dass der Beginn des Weges mit einer Schnur versperrt ist. Hm. Also suchen wir einen neuen Einstieg und machen uns auf den Weg. Später stellen wir fest, dass es wohl einen Konflikt zwischen den Landwirten und den Wanderwegausweisern gibt. Immer wieder sperren die Bauern keck einen Weg mit einer Schnur ab, die in 90 Prozent der Fälle von den Wanderern dann abgerissen wird.
Wir spazieren fast ohne Höhneunterschied an einem kleinen Fluß entlang. 24 Grad, strahlend blauer Himmel, Herbstlaub, wohin man blickt. Alles bestens. Allein, im Örtchen Valnontey ist alles dicht. Dabei gibt es theoretisch zwei Bars, Pizzerien, Restaurants, Hotel mit Einkehr. Aber: chiuso, ferme, geschlossen. Sämtliche Vorräte werden auf einmal verzehrt, dennoch erleidet die Rückbank spontan eine Kohlenhydratkrise. Dass wir den weiteren Wanderweg nicht finden, macht die Sache nicht besser.
Schließlich raffen wir uns auf und gehe noch eine Weile weiter. Ist ja schließlich schön da. Und irgendwann taucht sogar noch eine passende Markierung auf. In der Ferne glänzt der Gletscher am Gran Paradiso, eine Zikade gibt musikalisch noch einmal alles. Der Rückweg ist ebenso gemütlich und drei Dörfer weiter gäbe es noch Wasserfälle, laut Internet haben dort zwei Bars auf! Die vorgeschlagenen Bistros in Cogne umfährt Gerald um 15 Uhr weiträumig: Keine warmen Speisen in Skiorten mehr ...
Das Örtchen Lillaz ist wunderhübsch, es erklingen Kuhglocken, außer uns irren noch drei Asiaten durch die Gassen. Und alle Bars, alles Restaurants .... genau. Komplett dicht, egal was im Internet stehen mag. Niemand hat mehr wirklich Lust auf eine weitere Wanderrunde, alleine die Reiseleitung schluchzt. Also geht es zurück nach Aosta, mit der Hoffnung auf eine Bar im Tal am Wegesrand.
Doch vorher kommen wir in Aymavilles am frisch sanierten Chateau vorbei, das aussieht wie ein Spielzeugschloss... und wenn wir schonmal da sind... Ungläubiges Staunen im Auto. Das kann doch nicht ihr Ernst sein... Zum Glück gibt es einen Dorf-Spar mit Salami, kalter Pizza und anderen Dingen. Gerald und Kilian fläzen sich auf eine Bank im kleinen Schlosspark, Louisa und Nicole erkunden eine Runde das Schloss. (Unter-25-Jährige zahlen hier nirgends Eintritt). Lohnt sich, übrigens.
Schon vor 19 Uhr gehen wir in Aosta Abendessen, japanisch im kleinen Don-buri mit nur 17 Sitzplätzen. Vier unterschiedliche Sorten Ramen, die alle munden. Danach noch ein ruhiger Abend daheim - nachdem wir für morgen kiloweise Kohlenhdydrate für die Wanderung gekauft haben.
... damit die Fotos nicht umsonst gemacht wurden....
Val Ferret lautete der Tipp von Debora und ins Val Ferret fahren wir. Das Tal liegt im äußersten Zipfel von Italien, direkt im Drei-Länder-Eck mit Frankreich und der Schweiz, unterhalb des Mont Blanc-Massivs.
Da wir weiter weder Karte, noch Wanderführer haben, sondern nur ein Faltblatt der Touribehörde, sind wir angemessen misstrauisch. Ganz am Ende des Tales, in dem wieder knallgelbe Lärchen strahlen, parken wir und fragen vorsichtshalber Italiener: Der Weg zum Rifugio Elena....? Ja, klar, da hinten, viel Spaß beim Spaziergang ... Schnell zeigt sich: Da sind wir Flachlandtiroler mal wieder an Bergmenschen geraten.
Der Weg ist tatsächlich wunderschön an Wiesen entlang. Aber vorher sind innerhalb recht kurzer Zeit krachige 300 Meter Aufstieg zu bewältigen. Danach ist es aber recht einfach, eine knappe Stunde zur Schutzhütte, die nur von 15. Juni bis 15. September geöffnet hat. Die Landschaft ist atemberaubend. Der Blick ins Tal erinnert uns an Neuseeland, unterhalb von Mount Cook. Und ausgesprochen ehrfürchtig betrachten wir die Überreste der beiden Gletscher, darunter der des Pre de Bar, der in den 1990ern noch bis ins Tal reichte.
Wie die meisten anderen Wanderer verweilen wir recht lange. Diesmal haben wir auch ein ganzes Buffet im Rucksack (Brot, Sticks, Hörnchen, Käse, Salami, Schinken, Rohkost, Trauben, Apfel ...), niemand bleibt hungrig. Das hebt die Stimmung gewaltig. Während wir bei 6 Grad aus dem Auto gestiegen sind, lassen wir uns nun im T-Shirt Sonne auf die Nase scheinen und genießen die Aussicht. Auf dem Rückweg wagen wir uns noch alle vier barfuß in einen Gebirgsbach, eine wunderbare Erfrischung.
Abendessen gibt es im B63, einer Mikrobrauerei, natürlich auch ein Tipp der weltbesten Vermieterin. Für den Nachwuchs gibt es Burger, für die Eltern Lamm und Tintenfisch - und vor allem leckeres Bier ein kleinen Einheiten mit kreativen Namen. Das Eis auf dem Rückweg fällt mal wieder aus. Die Eisdielen haben alle geschlossen.
Und hier noch ein paar Impressionen.
Der große Regen bleibt zwar zunächst aus. Aber wir verbringen den Tag trotzdem in Aosta. Die erste Station: Das Café Nazionale, an der zentralen Piazza Chanoux, das einen Michelin-Stern trägt. Auf dem Weg sehen wir viele kleine Lädchen, darunter mit attraktiven Schuhwerk. Der Teenager räuspert sich zart: "Könnten wir das verschieben, ich habe wirklich Hunger ..." Angesichts der verlockenden Kaffeeoption hatte er das Frühstück ausfallen lassen.
Noch bevor wir die Sternen-Patisserie betreten können, werden wir von zwei Securitykräften, äh Kellnern, schon abgefangen umd zu Tisch und Stühlen im Wintergarten geleitet. Die Karte ist überraschend günstig. Cappuccini, heiße Schokolade, Pain au chocolat und andere Teilchen munden vorzüglich und der Nachwuchs braucht natürlich noch einen Nachschlag (Pistaziencroissant!). Auf dem Weg zur Toilette stolpert man an diesem Vormittag direkt in das Set einer Food-Fotografie, vor der großen Kamera werden kleine Speisen gut ausgeleuchtet in Szene gesetzt. Spannend. Wir verweilen mit Blick auf den italienischen Alltag.
Als wir gegen 11.40 Uhr beim römischen Theater ankommen, hat die Kasse schon zu. Letzter Einlass 11.30, dann erst wieder ab 14 Uhr bis 16.30 Uhr. Stirnrunzeln. In der Touristeninfo ersteht die Reiseleitung Tickets für die zwei Erwachsenen, je 8 Euro für alle römischen Steine der Stadt. Und es gibt ein Update hinsichtlich der Winteröffnungszeiten. Kurz gefasst: Das wird ganz schön knapp. Aber: Kirche und Kreuzgang Sant'Orso sind extra! Wir eilen durch die Fußgängerzone. Vor Ort erfährt die Reiseleitung, dass man mit einer Führung tatsächlich unter das Kirchendach mit den Fresken kommt. Da eine italienische Gruppe wohl ausfällt, könnten wir ab 14.45 Uhr eine deutsche Tour für uns alleine haben ... Aber klar! Die Tickets sind sehr schnell gekauft, danach noch eine Wagenladen frische Nudeln beim Officina delle Pasta (Tipp von Debora) fürs Abendessen. Eine Runde nach Hause und ...
... um 14.15 Uhr huschen wir in die frühchristliche Basilika San Lorenzo. Die Funde sind unter einen sehr tiefhängenden Betondecke aufbewahrt. Wir nehmen mit: Damals wollten Menschen gerne neben Heiligen bestattet werden, in der Hoffnung, dass dann etwas Geist überspringt. Louisa schüttelt den Kopf: "Aber da ist man doch auch tot, was bringt das dann...."
Pünktlich sind wir am Kloster und man ist untröstlich: Die Italiener sind doch noch aufgetaucht! Einfach so, das geht doch nicht! Aber Dolores (so heißt unsere guida) fackelt da nicht lange: Wir bekommen konsequent immer erst alle Infos auf Deutsch, dürfen auch zuerst alles betreten, erst danach sind die Italiener dran.
Und zu erzählen gibt es einiges. Die Kirche Pietro ed Orso wurde von einem Adligen, der sich eine kirchliche Karriere erhoffte, gotisch umgebaut. Aber nicht gemäß der damaligen Vorgaben, denen zufolge die Kirche ganz hoch sein sollte. Nein, er ließ quasi als Zwischendecke Gewölbe einziehen. Dadurch wurden (eher zufällig) über 1000 Jahre alte Fresken bewahrt, die man jetzt bewundern kann. Unterm Dach gibt es viele bibliche Szenen, man kann kaum fassen, wie alt sie sind. Danach geht es in eine sehr farbenfrohe kleine Kapelle, in der sich flämische Meister und Schüler ausgetobt haben. Den Abschluss macht der kleine Kreuzgang, mit vierzig Säulenkapitellen.
Nach über eineinhalb Stunden Führung eilen wir erneut zum römischen Theater. Dort fanden sagenhafte 20.000 Menschen Platz. Doch die Nachwelt bediente sich zunächst an den Steinen und lehnte kleine Häuschen an. Erst gegen 1880 fiel auf, dass sich hinter dem grauen Stein historische wertvolles verbarg. Museumspädagogisch ginge mal wieder etwas mehr, außerdem nieselt es. Wir haben für heute genug gesehen.
Erst gibt es Crepes mit Nutella (Louisa), dann einen Döner (Kilian), im Gegenzug muss der Nachwuchs die Eltern zum Frühabendwein in La Vineria (klar: Tipp von Debora) begleiten. Je zwei Glas Wein und Häppchen, sehr fein. Nicole bekommt danach noch eine halbe Stunde alleine in einem Buchladen. Den Abend verbringen wir gemütlich zuhause.
... es wäre ja schade, wenn die Fotos von den Fresken nur auf den Speicherkarten lagern würden.
Es hat sich eingeregnet und die Berge sind verschwunden. Gegen 11 Uhr eilen wir zum Cryptoporticus, unterirdischen Gewölben. Vor Ort stellen wir jedoch fest, dass gerade eine Reisegruppe durch den Eingang strömt. Also besser ein paar Straßen weiter in das Regionale Archäologische Museum. Dieses ist klein, aber fein. Größtenteils nur in Italienisch und Französisch, doch auch so faszinierend.
Die Feinheiten der italienischen Bürokratie zeigen sich, als wir uns nach der Ausstellung der Schweizer Expressionisten im selben Gebäude erkundigen. Also, dafür braucht man ein extra Ticket. Das Regionalmuseum macht aber von 13 bis 14 Uhr Mittagspause und schließt um 17 Uhr, "wie alle archäologischen Stätten der Region", erklärt die Dame geduldigt. Die Expressionismusausstellung ist hingegen von 9 bis 19 Uhr durchgehend geöffnet ... wir sind verwirrt. Aber da ein großes Rudel Schüler den Wandertag offensichtlich im Museum verbringen wird, ergreifen wir schnell die Flucht.
Zurück zum Cryptoporticus, der ja immerhin bis 13 Uhr geöffnet hat. Denken wir. Jetzt haben wir freie Bahn und bewundern das unterirdische Gewölbe unter dem ehemaligen Forum. Sehr faszinierend. Gegen 12.40 Uhr stellt sich auf einmal eine Aufsichtsdame mitten ins Foto und bleibt dort beharrlich stehen. Sie schließen. Äh, ist nicht bis 13 Uhr geöffnet? Nein, ab 13 Uhr ist geschlossen. Das ist ein großer Unterschied, denn man müsse schon jetzt die Alarmanlagen einschalten ...
Zum Glück hat uns Debora noch mit einem Bistrotipp ums Eck versorgt. Bei Franca gibt es eine kleine Stärkung. Dass die Reiseleitung statt 4 Panini aus Versehen 5 bestellt, ist kein Problem. Unser kleiner Heuschreckenschwarm sorgt dafür, dass nichts übrig bleibt.
Kurze Waschmaschinenpause zuhause, kurz nach 14 Uhr stehen wir wieder unter der Erde. Diesmal läuft sogar die englische Version des erklärenden Films. Nachdem wir das Gewölbe ausführlichst bestaunt haben, geht es noch in die benachbarte Kathedrale. Dort beeindruckend: Ein Gemälde mit dem Hospiz auf dem großen Sankt Bernhard, auf dem im Hintergrund sogar Spaziergänger mit Hunden zu sehen sind.
Auf dem Rückweg gibt es shopping für die Reiseleitung, Kebab für Kilian und Crepes für Louisa. Das Abendessen im coolen, meist sehr vollen Pinsa ums Eck ist eine herbe Enttäuschung. Decken wir den Mantel des Schweigens darüber .... abgesehen davon haben wir einen Woche bestens gespeist und morgen geht es ans Meer.
... da gibt es natürlich noch mehr Bilder.