Italien

Deutschland > Italien > Deutschland vom 5. August 2016 - 27. August 2016
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Sonntag, 14. August 2016

Labyrinth mit Notausgang

Im Haus ist es trotz Hitze kühl, wir benötigen weder Klimaanlage noch Ventilator. Als (noch) einzige Gäste frühstücken wir um 9 Uhr im kleinen Pavillon im Garten. Danach springen wir in den Pool, lassen uns zeigen, wo die Schildkröten ihre Eier gelegt haben. Vor 90 Tagen, das bedeutet: die kleinen könnten jederzeit schlüpfen. Louisa zwangskrault die Katze, Kilian knuddelt die Schildkröten.

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Gegen 12 Uhr machen wir uns auf die Suche nach Nahrung - die wird im B&B nur zum Frühstück angeboten und wir haben ja nur ein Zimmer, kein Apartment. Wir zuckeln durch menschenleere Orte. Es gäbe Restaurants mit weißen Tischdecken und viel Besteck, aber danach ist uns gerade auch nicht. Dann, am Rande der Straße, auf einem Hügel: Ein Kiosk mit Tischen, der sehr gut besucht ist. Wir passen uns also den Italienern an, bestellen Gegrilltes mit Polenta, dazu Zucchini, Fanta, Prosecco. Dann kommt leider ein Windstoß, die Tischdecke fliegt - schade um den leckeren Prosecco. Am direkten Nachbartisch sind keine leeren Teller zu sehen. Dafür eine leere Flasche Prosecco, im Stehen genehmigt sich das reife Paar noch einen Limoncello. Ansonsten wird hier fröhlich geschlemmt und gebechert.

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Danach geht es nach Valsanzibio zum Garten der Villa Barbarigo. Saftiger Eintritt: Insgesamt zahlen wir 32 Euro. Drinnen erwartet uns das größte Buchsbaumlabyrinth der Welt - sehr beeindruckend! Die Wände sind bis zu 2,5 Metern hoch und wir brauchen schon eine gute halbe Stunde, um den Weg zu finden. Das Ziel ist in der Mitte, ein erhöhter Pavillon. Dort ruft ein junger Mann auf italienisch und englisch allen zu, die in das Labyrinth starten wollen: Wer Hilfe braucht, muss ihm Bescheid geben. Er lotst dann von oben heraus. Wann immer man kurz nach oben schaut, fragt er schon besorgt nach. Erst lachen wir, aber nach 20 Minuten finden wir die Idee garnicht so schlecht - bei über 30 Grad könnte es sonst leicht Notfälle geben. Wir benötigen zwar keine Hilfe, stoßen auf unseren Irrwegen aber auch auf die Notausgänge in den Ecken. Die Sackgassen enden übrigens immer mit einer Todsünde - die man auf dem weiteren Weg bereuen soll. Was einem so vor 300 Jahren halt einen kleinen Kick gab…

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Danach sitzen wir noch inmitten von Wasserspielen, bewundern schwarze Schwäne, die Haseninsel, exotische Bäume. Am Eiswagen gibt es gelato für die Kinder und experimentelle Küche für Nicole: Lachsbeignets, Zucchini-Muffin und Gorgonzola-Eis. Yummy!

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Am Nachmittag geht es nochmal in den Pool.

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Danach bummeln wir in den Ort, Franco hat für uns einen Platz bei “Laura” reserviert. Genauer: Wir müssen nur sagen, wir kommen von Viviana, schon haben wir einen Tisch. Bei “Laura” ist viel weiße Tischdecke und spontan eingeschenkter aperitif. Das Coperto beträgt pro Person (!) 3,5 Euro, dafür sitzt man mit Blick auf den Sakrophag von Petrarca. Die Pizzen sind abgesehen von den Dosenpilzen aber super. Zunächst waren wir die ersten und einzigen Gäste. Aber Punkt 20 Uhr sind alle Tische (die komplett reserviert waren) belegt, selbst drinnen ist das Restaurant voll. Das Essen sind übrigens im Preis ganz normal.

Danach wieder ein Eis und ein Heimweg im Dunkeln. Kilian hat diesmal Walkie-Talkies und Taschenlampen dabei - bei diesen Eltern weiß man ja nie. Und Nicole und Gerald schaffen es um 22 Uhr, im Garten noch Rotwein zu trinken.

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Montag, 15. August 2016

Feiertag ohne Venedig

Die Sonne strahlt vom Himmel. Es ist der italienische Nationalfeiertag Ferragosto. Und da mit dem Zug nach Venedig zuckeln und sich mit den Massen über die Brücken schieben? Eine nächtliche Rotweindebatte im Garten am Abend zuvor hatte ergeben: Diesen Feiertag begehen wir ohne Venedig. Vor allem, weil danach vier Tage Rom warten - ohne Pool und ohne Garten.

Entsprechend wird gechillt: Erst eine Runde in den Pool. Dann fahren wir gemütlich eine Runde durch die Hügel, auf der Suche nach einem Mittagssnack. Also fast gemütlich: Louisa brüllt sich wegen eines Musikwunsches die Seele aus dem Leib. Und wer sie kennt, weiß - das ist laut. Wir sehen knallvolle Ristorante und in der Mittagshitze ausgestorbene Dörfer. In Teolo machen wir Pause: Eine kleine Bar hat geöffnet, es gibt das Toast Maxi für Kilian und Louisa (”also bitte ganz ohne Käse. Und wenn Sie den Prosciutto durch Salami ersetzen könnte…?”), Piadine und Bruschetta samt Wein und Bier für die Eltern. 34 Grad.

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Eindeutig zu warm zum Wandern oder besichtigen. Also zuckeln wir wieder zurück. Mit einem Nils-Foto-Stopp im Irrgarten. Kilian drückt seiner Mama ein Walkie-Talkie in die Hand - offensichtlich haben ihn die ständigen Irrfahrten mit seiner Mutter nachhaltig traumatisiert. Die lässt er nicht unbeaufsichtigt in ein Labyrinth…

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Danach geht es nochmal in den Pool und abends in ein Restaurant im Grünen, das uns Franco empfohlen hat. Die Lage ist wunderschön, der Ambiente großartig, das Essen lecker. Finden die Stechmücken auch…

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Dienstag, 16. August 2016

Über den Dächern von Rom

Am Abend hatte sich Kilian noch in den Schlaf geschluchzt: “Ich will hier nicht weg!” Tatsächlich fällt uns allen der Abschied von Chez Vivi schwer. Ein kleines grünes Paradies, das wir jetzt gegen den Großstadtdschungel eintauschen sollen. Also nochmal die Schildkröten füttern, die Katzen knuddeln, Abschiedsfotos mit Viviana und Franco schießen - und los geht’s. 460 Kilometer gen Süden.

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Auf der Autostrada gibt es einiges zu sehen. Den russischen Maserati, der so lustige Schlangenlinien fährt. Die schnittige Blondine am Steuer ist gerade ganz beseelt mit Selfies von sich am Steuer beschäftigt. Oder die Wagenkolonne mit Blaulicht, die sich nach vorne schiebt und vermutlich politische Schwergewichte befördert. Auf der Rückbank: Randale. Aber die Rastplätze sind so überfüllt, dass man keinen Parkplatz findet. Und die reinen Parkplätze so schmutzig, dass wir kaum halten wollen. Einen Autogrill finden wir relativ spät dann doch noch.

Das Naviagtionsgerät im Handy führt uns überraschend komplikationslos zu unserem B&B, das nur 15 Minuten Fußweg vom Kollosseum entfernt ist. Sechs Stunden haben wir insgesamt gebraucht - dabei hatten wir vorher so viel Respekt vor der langen Strecke gehabt. Der Hausmeister empfängt uns, bringt uns ins Hinterhaus und mit einem klapprigen Aufzug in den obersten Stock: Ein kleines, feines B&B, mit einem Balkon über den Dächern von Rom. Vier Betten, ein Tisch, ein großes Bad, Fernseher mit Olympia und Wlan. Die Gepäckstücke hatte der Herr im blauen Shirt zwar nicht angerührt, aber er erobert für uns einen kostenlosen Parkplatz direkt in unserer Straße.

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Auf dem Balkon gibt es noch den restlichen Rotwein von Viviana, Fanta aus der Minibar, Salzstangen. Dann starten wir zur Fuß in die Stadt. Der Geheimtipp in gleich zwei Reiseführern: Eine Trattoria neben dem Colloseum. Doch wir stehen vor geschlossenen Türen - Sommerferien. Aber direkt nebenan gibt es noch fünf andere, eine davon steht auch im “Michael Müller”. Große Überraschung: Kein Coperto! Kein Problem, dass sich die Kinder eine Vorspeise teilen. Ein schöner Auftakt für vier Tage Rom.

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Mittwoch, 17. August 2016

Kirchen, die kein Tourist sehen will

Das Frühstück wird auf dem Balkon serviert und ist für italienische Verhältnisse ausgesprochen üppig. Lecker, denken sich auch die Wespen, und Kilian ist mal wieder auf der Flucht. Nachdem er uns vorher die Schokocroissants weggefuttert hat. Danach bummeln wir gen Kolosseum und stellen fest: Die Schlange ist bei 30 Grad eindeutig zu lang. Also wollen wir in die Innenstadt, oder gen Forum Romanum, und folgen einem kleinen Weg - Sackgasse und Endstation vor einer kleinen Kirche. Zusammen mit anderen frustrierten Touristen blicken wir kurz hinein und gehen wieder zurück.

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Finden den Eingang zum Forum Romanum und stellen fest: Kontrollen wie am Flughafen. Und wo gibt es überhaupt die Tickets? Wir folgen einer kleinen Straße, zweimal um die Ecke, vorbei am AUSGANG vom Forum Romanum - und enden wieder vor einer Kirche. Zusammen mit vielen anderen Touristen, die genau diese Kirche gerade wirklich nicht sehen wollten. Immerhin, diese ist sehenswert, die Kinder dürfen eine Kerze anzünden, dann sind wir zurück in der Hitze.
Die Via dei Fori Imperiali ist sonst wohl eine vielbefahrene Straße, im August jedoch Fußgängerzone. Abgesehen von den vielen unterschiedlichen Fahrzeugen, die dort patroullieren - die römische Stadtpolizei, mit blitzenden Gürtelschnallen und kecken weißen Käppis. Die Carabinieri in Blau, die meist sehr mit ihren smartphones beschäftigt sind. Die ganz jungen Jungs von der Sondereinsatztruppe Sichere Stadt, die mit schwerem Gerät, Maschinenpistolen und lustigen Bommeln am Mützchen an sämtlichen wichtigen Orten der Stadt positioniert sind.

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Dazu kommen Glücksritter, die Selfiesticks, gefrorenes Wasser oder Nippes an den Touri bringen wollen. Kilian und Louisa kommen aus dem Staunen kaum heraus - wer braucht da das Koloseum? Einer der vielen “Skip-the-line”-Verkäufer von überteuerten Exklusiv-Tickets verrät uns dann, welche Ticket-Schlange am kürzesten ist. Aber erst am Nachmittag.

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Die Reiseleitung hat einen ausgefeilten Plan: Hoch mit dem Aufzug auf den “Altar des Vaterlandes”, des wenig sehenswerten Nationaldenkmals. Von dem man aber einen sagenhaften Rund-Um-Blick hat. Die Fahrt kostet 7 Euro pro Erwachsenem, mit die Fahrgäste müssen in einer Reihe anstehen, Liftpersonal zählt ab und nimmt mit.

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Danach steuern wir einen Geheimtipp an, das Exzerpt von drei Reiseführern: Ein kleiner Laden, der frittierten Fisch verkauft. Wir bahnen uns den Weg durch Gässchen und Gassen - und stehen vor heruntergelassenen Rollos. Ein kleines Schild: “Ferie”: Quasi sind am Strand, bald wieder da.

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Soviel sei verraten: Das wird in den kommenden Tagen noch zum Running gag. Hat man davon, wenn man rund um Ferragosto nach Rom fahren muss, sagt Gerald und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Aber Nicole hat noch einen Tipp in petto, Foccacia an der Piazza delle Fiore. Wir  kommen rein, bevor der Laden zur Mittagspause schließt, die Kinder lieben die Milchbrötchen und wir sind trotz der “freilaufenden Trinkbrunnen” (Zitat Kilian) bereit, Geld für gekühlte Getränkte auszugeben. Der Platz steht vor Dreck, wie im übrigen ganz Rom. Idyllisch ist er natürlich trotzdem. Kilian lässt sich (danke, Junior-Reiseführer von National Geographic) erläutern, wie das mit dem Scheiterhaufen war, das entsprechende Denkmal steht ja mitten auf dem Platz.

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Als es endlich gelingt, die Kinder von einem besonders erfolgreichen Marktverkäufer loszureißen, bevor sie ihr Taschengeld in Gemüsehobel investieren wollen, steuert die Reiseleitung einen weiteren Geheimtipp an: Cafe Peru, Nachbarschaftstreff, alternativ und überhaupt - in den Ferien.

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Zum Glück gibt es ein kleines Cafe ein paar Schritte weiter, gegenüber der Französischen Botschaft. Dort beobachten wir wie die Jungs mit den Bommeln weiteres schweres Gerät abladen und akkurat einparken.

Auf dem Rückweg sinkt die Stimmung der Kids langsam - aber die Schlange vor dem Ticketschalter ist kürzer geworden. Ab geht es also ins Kolosseum, das trotz allem begeistert. Kilian versinkt im Audio-Guide, Louisa fragt fasziniert, wo genau gekämpft wurde. Nur ganz hoch und ganz nach unten kommen wir nicht, da hätten wir Extra-Tickets gebraucht. Schade, aber wir verweilen auch so recht lange.

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Dann ins B&B, Klimaanlage an, Minibar auch, Sendung mit der Maus per W-Lan und später noch um die Ecke lecker essen.

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Donnerstag, 18. August 2016

Der schnelleste Weg zum Sonnenstich

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Um 9.30 Uhr starten wir ins Forum Romanum (das Kombi-Ticket mit dem Kolosseum gilt zwei Tage), die Sonne brennt. Das Gelände ist weitläufig, wir arbeiten uns langsam vor.

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Louisa will zwischendurch wieder die Sanitäranlagen besichtigen - unerschrocken wie immer. Normalerweise passiert das erst beim Abendessen, wenn das Essen frisch auf dem Tisch steht. Nicole hat daher inzwischen einen guten Überblick über den Hygienestatus der Toiletten quer durch Italien und kann sagen: Besser als ihr Ruf. Der Nabel der Welt mit seinem Einstieg in die Unterwelt fasziniert, das Kapitol, das ehemalige Rednerpult von Cäser samt (nicht mehr vorhandenen) Trophäen von versenkten Schiffen. Über den Palatin können wir uns schon nur noch schleppen, obwohl wir jede vorhandene Wasserstelle nutzen. Es bleibt noch viel übrig, das irgendwann mal bewundert werden will, nicht bei 33 Grad und vor allem gefühlt 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.

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Im Park Oppio hinter dem Kollosseum wartet ein weiterer Tipp, ein kleiner Kiosk (Chioco da Nunzia), der sogar geöffnet hat. Um 13.30 Uhr ist die feste Nahrung bis auf drei Gebäckteilchen allerdings schon ausverkauft. Wir nehmen den Rest, plus Fanta (die in Italien viel besser schmeckt. Was wohl daran liegt, dass Fanta die italienische Marke Arranciata aufgekauft hat und hier eben im der orangenen Dose das verkauft), hausgemachten Eistee, kühles Bier.

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Der Kiosk gehört einer alten Römerin (vermutlich die namensgebende Nunzia), die mit gestrengem Blick darauf wacht, dass ihr hochgewachsener afrikanischer Mitarbeiter den Laden auch richtig schmeißt. Gerade sind beide damit beschäftigt einen - wahlweise angetrunkenen oder so in anderen Sphären lebenden - bärtigen Kerl abzuwimmeln, der zwischendurch auch etwas bettelt. Es ist heiß, drei von vier wollen eigentlich nur klimatisiert abhängen, die Reiseleitung wird hibbelig. Verdammt, wir sind in Ro-ho-m!

Die Lösung: Ein Doppeldeckerbus, der Touristen durch die Stadt kutschiert und an festen Stellen hält, an denen man ein- und wieder aussteigen kann. Gleich sechs solcher Linien fahren auf der identischen Strecke durch die Altstadt, aber für pingelige Preisvergleiche ist gerade keine Zeit - teuer sind sie ja alle. Wir wählen Big Bus, weil der als erstes kommt, und sitzen auch gleich oben. Kilian stöpselt die Kopfhörer ein und referiert für uns, was so alles erzählt wird, besonders die blutigen Details. Nun hat man bei BigBus eine besonders schöne Sicht, denn der Bus ist oben ganz offen. nicht wie die anderen, die nochmal ein Dach darüber haben. Haken an der Sache: Wenn der Bus durch die Stadt schleicht oder mal länger an einem Stopp steht, gibt es keinen Fahrtwind, sondern den direkten Weg zum Sonnenstich.

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Louisa ist trotzdem im siebten Himmel: Dauernd sieht sie “Büsse”, endlich fahren wir mal mit einem. Die spanische Treppe sieht gesperrt aus und wird deshalb von der Liste gestrichen. Am Trevi-Brunnen steigen wir aus, biegen um die Ecke zur Sehenswürdigkeit und halten erstmal die Luft an: So.Viele.Menschen. Auf dem kleinen Platz vor dem großen Brunnen (mit dem verlockend blauen Wasser) bleibt kaum Luft zum Atmen.

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Kurz ein Foto und dann Flucht in das Cafe, drei Straßen weiter, das direkt noch ein Buffet zu bieten hätten. Wir haben aber leider vorher schon den Ricotta-Kuchen genommen. Danach sausen wir zurück zum Bus und tuckern noch die restliche lange Runde zurück zum Kolosseum.

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Die Kinder haben von der Hitze rote Backen, die Eltern Kopfweh. Kurze Rast im klimatisierten Zimmer, dann finden wir wieder in den Straßenzügen rund ums Kolosseum leckeres Essen. Wieder ohne Coperto, wieder (relativ) günstig. Und dann fallen wir alle vier sehr platt ins Bett.

Freitag, 19. August 2016

Blick auf den Dom: Unbezahlbar

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Noch etwas mitgenommen vom Tag zuvor, gehen wir es langsam an und springen erst um 11 Uhr auf unseren Bus (immerhin gilt das Ticket 24 Stunden).

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Wir steigen an der Brücke zur Engelsburg aus und bummeln vor zum Petersdom. Die Hauptstraße ist gesperrt, noch mehr Polizei als sonst. Neben der Straße führt kein Radweg, sondern ein Pilgerweg zum Dom, auf dem man -nach Anmeldung und Bezahlung - das offizielle Vatikankreuz tragen kann.

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Gruppen von Nonnen sind ein beliebtes Fotomotiv. In den Dom hinein kommt man erst nach einer Schleuse wie am Flughafen: Gepäck und Personen werden durchleuchtet. Die Beamten glauben, in unserem Rucksack ein Messer entdeckt zu haben, finden aber nur einen Stoffbieber, den sie als mindestens genauso verdächtig einstufen. Am Ende darf aber alles mit, außer der Trinkflasche. Der Dom selbst ist überwältigend - findet auch Nicoles Kreislauf. Kein Wasser, dafür ein warmes Tuch über den Schultern (sonst kein Einlass mit Trägerkleidchen), dazu Hitze und viele Leute. Eine kurze Pause an der kühlenden Säule hilft, aber auch Gerald (lange Hose) rinnt der Schweiß. Mit Blick auf die Massen wird der Fußweg zur Kuppel ersatzlos gestrichen. Im Dom selbst: Viele schnittige Jungs in knappen schwarzen Anzügen als Personal, die sehr streng über die Regeln wachen. Louisa und Nicole berühren kurz die nicht mehr vorhandenen Zehen der berühmten Petrus-Statue, dann scheucht der Bewacher schnell weiter. Wir beobachten andere Touristen, versuchen den Kindern - die eigentlich nur auf die Kuppel wollen - zu vermitteln, dass diese Kirche jetzt wirklich total bedeutsam ist. Nein, da wird nicht gerannt, auch wenn sie so schön groß ist. Und nein, es wird auch nicht über die Absperrung geklettert …

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Draußen noch ein Foto mit der Schweizer Garde, deren Leibchen bei der strahlenden Sonne noch schräger wirken, als sonst. Dann erobert Nicole die Trinkflasche zurück und wir suchen eine Einkehr. Natürlich habe alle Läden in dem Touristenviertel auf, nur die kleine Latteria ist … genau: Geschlossen. Ferie.

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Aber wir finden einen superleckeren Döner (!!), der trotz der heiligem Umgebung bezahlbar ist. Bewundern die religiösen Läden, denen sich Priester einkleiden können. Kalender 2017 von Johannes Paul II. Poster von Franziskus.

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Dann gehts in die Engelsburg, mit Blick auf den Papst-Fluchtweg, Kanonen, bemalte Wohnräume.

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Der Weg schraubt sich nach oben bis zu einem sagenhaften Blick auf die Stadt. Mit Möwe und bewacht vom Erzengel Michael. Auch das Cafe (geöffnet!) bietet einen unbezahlbaren Blick auf den Dom. Und der Cappucchino ist mit 4 Euro nichtmal so teuer, die Fanta Lemon (früher: Zitronata. Auch aufgekauft) mit Eis schmeckt auch. Wir fühlen uns bereit für einen kleinen Stadtbummel - die Reiseleitung hat da noch so ein paar Ideen.

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Zuerst der Kreuzgang im Chiostro di Bramante. Die Gassen mit kleinen Läden sind romantisch, wir finden eine wunderhübsche Kirche - und stellen nach der Besichtigung fest, dass es die falsche war. Ups.

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Aber direkt daneben. Auch ein schönes Gotteshaus, wieder das falsche. Dann aber der Kreuzgang, so beeindruckend, dass wir das fotografieren vergessen. Dafür weiß Kilian jetzt, dass Jesus beschnitten wurde. Das Top-Tipp-Cafe am Kreuzgang …. ach, lassen wir das. Ferragosto.
Kurz über die Piazza Navona, samt Berninis-Flüsse-Brunnen und vielen Restaurants, die ihre noch leeren Sitzplätze mit Wasser bestäuben.

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Der versprochene Eisstopp in der Gelateria mit 150 Sorten - und einen Fotoshooting mit Nils. Auch im Bild: Der etwas irre grinsende Geschäftsführer, der das Prinzip (Nils und Eis. Nicht Nils und Eis-Verkäufer) nicht ganz verstehen wollte. Ein paar Gassen weiter: Das Pantheon. Grabstätte der italienischen Könige, legendäre Kuppel mit großem Loch. Kilian hat an der Info die entscheidende Frage: Und was ist, wenn es regnet? Daran habe die Römer natürlich gedacht, der Boden hat 22 Löcher, über die das Wasser abfließen kann. Toller Bau.

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Draußen versucht sich ein Musiker an Pink Floyds Wish you were here. Und es geht weiter zu dem kleinen Elefanten mit dem Obelisken.

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Zum Abschluss noch St. Ignatz, mit der flachen Decke, die dank Bemalung wie eine Kuppel aussieht. Gerald sieht langsam Sternchen, Nicole strahlt. Soooo viel gesehen.

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Inzwischen ist es so spät, dass wir direkt zum Abendessen in “unser” Viertel weiter bummeln. Danach geht es noch einmal am Spielplatz und seinen Bewohnern (Obdachlose, etwas das Kilian sehr beschäftigt), den Mülltonnen und der zugepinkelten Straße vorbei. In der Unterkunft wird noch einmal die Minibar (die Preise sind sehr günstig) geknackt, geskypt, die Kinder versinken in der Sendung mit der Maus, die Eltern trinken auf dem Balkon ein kühles Bier - es wird spät.

PS: Die B&B-Mitarbeiterin hat eine Tochter, die in Berlin studiert (Marketing) und plaudert gerne.  Es ist derzeit in Rom Nebensaison, die vielen Touristen kommen erst noch. Anders als sonst ist es dieses Jahr auch garnicht heiß, nur etwas feucht. Und dieser Stadtteil ist im übrigen einer der saubersten …

Samstag, 20. August 2016

Wo ist Commissario Brunetti, wenn man ihn mal braucht?

Wir frühstücken noch einmal auf dem Balkon. Um 10 uhr haben wir gepackt, um 10.20 Uhr stehen alle unser Taschen auf der Straße. Gerald und Kilian holen das Auto, das wir dort komplett leer geparkt und jeden Tag kontroliert haben …. und Kilian kommt zurückgerannt. “Maaaaaaama, die haben die Scheibe eingeworfen!” Der Hausmeister schüttelt betrübt den Kopf und murmelt vor sich hin: “Das können nur ganz Arme gewesen sein.” Wer auch immer. Der kleine hintere Fenster bei Louisas Sitz ist eingeschlagen, die Karre wurde geöffnet und mit Hilfe einer roten Kerze (Wachsflecken) durchsucht. Mitgenommen wurde nichts, war ja außer alten Cds, USB-Sticks auch nix drin. Der Hausmeister, der unser Gepäck vier Tage zuvor nichtmal scharf angesehen hatte, läuft sofort zur Hochform auf: Er holt Schäufelchen und Besen, kehrt den Rücksitz leer. Von einem kleinen Baum reißt er Äste ab, um Glassplitterchen zu beseitigen. Dann kommt er (ungefragt) mit Karton und Klebeband und versiegelt fachmännisch die Scheibe. Dank will er dafür keinen. Beim kleinen Plausch kommt heraus, dass seine Tochter in Bayreuth arbeitet (Marketing), er aus Bosnien stammt und seit 20 Jahren in Italien lebt. Dann erklärt er uns noch den Weg zur Polizei und verabschiedet sich herzlich.

Wir parken in einer der Gassen, in denen wir in den vergangenen Tagen Essen waren. Ein kleiner Eingang mit blauer 113 - die Questura di Roma! Nicole hat leider zu viele italienische Krimis gelesen und kann sich trotz allem das Grinsen kaum verkneifen. Ein schmaler Gang führt an drei Mülleimern vorbei ein paar Treppen hoch zum Empfang. Dort schlürft ein junger Beamter gerade einen Espresso aus einem Plastikbecher, das Gespräch läuft in holprigem Italienisch. Nicole muss eine Runde warten und kann sich umsehen. Ein schnittiger Zivilbeamter parkt ebenso schnittig ein. Der Espressobecher wandert schnell in die vollen Mülleimer. Und da es in dem Gebäude auch Ausweise gibt (2. Stock), ist einiges los. Dann wartet Commissario Vincente Coscia in seinem Büro. Ach, wo ist dieser Brunetti nur, wenn man ihn mal braucht? Schon gut, der ist in Venedig. Es wird ein Formular bedächtig ausgefüllt und lange telefoniert (irgendwas mit der Schwester eines Verdächtigen. Schade, dass Nicoles Vokabular so mangelhaft ist), derweil kann sich Nicole in dem kargen Raum mit drei Schreibtischen umsehen. Die Drogenfahndung halt als Symbol einen schwarzen Panther mit aufgerissenem Maul, davor eine pinkfarbene Spritze. Sehr schick. Die Weiterbildung in Sachen Nukleare Bedrohung ist schon ein paar Tage her. Und der Schreibtischnachbar hat kleine Kinder. So, das Telefonat ist beendet, das ausgefüllte Formular wird viermal kopiert und achtmal gestempelt. Ob er das Auto vielleicht auch mal sehen will…? Coscia winkt müde ab. Dauernd eingeschlagene Scheiben. Immer diese Touristen, die ihre Taschen im Auto lassen. Aber … wohin geht es weiter? Toskana? Gedankenverlorener Blick… “che bello!” Und dann bricht es aus ihm heraus: Diese Strände! Warten sie mal… Google Maps wird angeworfen und es gibt eine kleinen Einführung in die schönsten Strände, der Radweg, der Tarot-Garten, und überhaupt. Der Commissario kennt die Ecke offensichtlich gut. Nicole würde da auch langsam gerne hin, will ihm aber ungern ins Wort fallen. Die Ausführungen dauern.

Um 16 Uhr wäre Check-In, wir sind um 14 Uhr in der Anlage. Capalbio Resort, ein paar Kilometer vom Meer, das Herr Coscia so liebt. Nicole zeigt an der Rezeption den Voucher, die deutschsprachige Angestellte lächelt: Genau, sie haben hier ab morgen eine Villa gebucht. Wie, ab morgen? Tatsächlich: Irgendwie wurde von Sonntag bis Sonntag gebucht und gezahlt…. Aaaargh. Und jetzt? Glücklicherweise wollte eine Familie eher abreisen, dann könnten wir deren Häuschen eine Nacht haben. Gerald ist erleichtert:Er kann sich an das Buchungschaos bei Vamos-Reisen und dachte schon, wir hätten die richtige Woche verpasst. Eine Nacht, das kriegen wir schon hin. Wir warten an der Poolbar auf den rettenden Anruf. Tramezzini, Hot Dogs und Chips, Prosecco und Bier.

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Schließlich die Nachricht: Für den Schnäppchenpreis von 250 Euro (Ferragosto…) können wir eine Hütte frisch geputzt ab 18 Uhr haben, für eine Nacht. Wir fahren zum nächsten Coop, der diesmal supergut ausgestattet ist, beziehen ein Häuschen gehen noch in den Pool. Danach die nächste Katastrophe: Kuschelschaf Charlotte, die Kilian quasi seit seiner Geburt begleitet, ist in Rom geblieben!! Kilian schluchzt sich in den Schlaf, Nicole schreibt hektisch eine Mail nach Rom. Schnaken umschwirren uns. Ganz ehrlich: Es wird Zeit, dass dieser Tag vorbei ist.

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