Nach einer kleinen Schabenjagd (3) schlafen wir vor Mitternacht. Allerdings schiebt ein Vogel Nachtschicht, sein Lied klingt nach Blockflöte. Gegen 6.30 Uhr stürmt eine Horde randalierender Schulkinder die Treppe vor der Tür herunter - nein, es ist nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die uns aber nachhaltig wecken.
Schon um 8.30 Uhr sind wir unterwegs, nach einem Kaffeestop sieht die Welt erstmal sonnig aus. Doch dann landen wir auf dem Bruce Highway (je eine schmale Fahrspur pro Fahrtrichtung) im Stau. Und es gibt hier nunmal keine auch nur annährend parallele Straße, die man nutzen könnte. Ganz abgesehen davon, dass exakt an dieser Stelle auch mal wieder kein Mobilfunkempfang ist. Irgendwann fahren zwei Abschleppwagen, Feuerwehr, Polizei, entspannte Rettungskräfte an uns vorbei und es geht weiter.
Im Örtchen Ayr legen wir kurz nach 10 Uhr einen Toilettenstopp ein und erblicken ein ausgesprochen lauschiges Café in einem Park, das Gudjuda Deck Café. Offensichtlich einer der entschleunigtsten Orte in Australien .... es dauert 45 Minuten, bis wir unser Essen haben, was ja kein Problem wär, wenn nicht immer viele Kilometer vor uns liegen würde. Aber: Es schmeckt ausgezeichnet, egal ob Kilians Egg-Burger (sein Frühstück), Louisas Pancakes (Frühstück) oder die Eggs-Benedict-Wraps für die Eltern (zweites Frühstück). Gegen 11.30 Uhr sind wir endlich wieder unterwegs.
Neben der Straße viel mehr oder weniger lockerer Eukalyptuswald, dazwischen grasen Rinder. Denn: Viehzucht und Wald gehen zusammen, das haben wir unterwegs schon an Infotafeln gelernt. Wir nähern uns Bowen, die Wolken werden dichter. Bis wir auf dem Flagstaff Hill sind, das Café dort soll einen sagenhaften 360-Grad-Blick auf die Whitsunday Islands, das Riff etc bieten, schüttet es wieder aus Kübeln und hört auch nicht wieder auf. Irgendwie mag uns das Riff nicht ... Dafür sehen wir sehr sehr viel US-amerikanisches Militär, auch vor und im Café. Eine kurze Recherche ergibt, dass es sich um Beteiligte an der Übung Exercise Talisman Sabre (13 Nationen, 30.000 Mann/Frau) handeln muss. Während der Regenpause bucht die Reiseleitung Ausflüge und Unterkünfte für die nächsten Tage und bekommt Schnappatmung - die Kreditkarte zickt, weil der Deutschen Bank was verdächtig vorkommt. Ein Telefonat später steht zwar der Ausflug, aber die Bank schickt trotzdem nochmal eine kleine Nachricht, ob man das wirklich ernst meint ...
Im Örtchen Bowen, das ehrlich gesagt ein Kaff vor dem Herrn ist, wenn auch ein sehr weitläufiges, sind die knapp 30 Murals berühmt. Die Reiseleitung bekommt im Nieselregen immerhin ein paar der Wandgemälde zu sehen, bevor die Reisegruppe meutert.
Wir ziehen weiter, mal gibt es ein Zuckerrohrtransportverbot, mal Zuckehrrohrfelder. Auf einem Parkplatz mahnt ein eingezäunter Unfallwagen zur regelmäßigen Rast, an anderer Stelle gibt es kostenlosen Kaffee. Manche Weiler sind ziemlich verwahrlost, dann wieder Campsites quasi im Nichts komplett überfüllt. Und vor allem: Es regnet, es niesel, es schüttet. Wie war das nochmal mit Queensland, der Sunshine State?
Gegen 17.30 Uhr sind wir in Mackay im Motel, gegen 18.30 Uhr fahren wir in die Innenstadt. Auf Wunsch von Gerald geht es diesmal zu einem Italiener. Im Sorbellos, vermutlich in einem ehemaligen Supermarkt untergebracht, ist schon jeder der bestimmt 200 Plätze belegt. Man muss sich auch beeilen, die meisten Restaurants schließen hier um 21.30 Uhr. Pizzen und Calamari munden, danach gibt es auf Wunsch der Reiseleitung noch eine kleine Tour auf dem Heritage Trail: Gut erhaltene, wunderschöne Art-Deco-Häuser - zumindest die, die noch nicht einem Zyklon zum Opfer gefallen sind (Zyklonsichere Unterkünfte sind hier immer wieder ausgeschildert). Aber das Nachwuchs kann das natürlich wieder überhaupt nicht würdigen ... Es geht früh ins Bett, am Samstag haben wir 700 Kilometer vor uns.
Murals, Art-Deco und der Rest.
Um 8.30 Uhr sind wir unterwegs. Zuvor hat uns die nette Dame vom kleinen Tankstellenshop noch verraten, an welcher Tankstelle es ein großes Frühstückssortiment gibt - sie hat offensichtlich die Verzweiflung in den Augen von Kilian und Louisa angesichts der Reihe gekühler (!) Sandwiches gesehen. Im Truck Stop stehen wir dann mit Straßenarbeitern gemeinsam an, es gibt vitaminreiches und leckeres aus der heißen Theke, zum Beispiel eine frittierte Wurst mit Bacon und Käse-Füllung (der Nachwuchs nimmt davon 6 Stück).
Gerald fährt an diesem Tag tapfer die 740 Kilometer von Mackay nach Hervey Bay. Gemessen an dem, was wir hier sehen wollen, hatten wir keine andere Wahl - denn südlich von Mackay hat es viel Landschaft, aber gut 300 Kilometer lang keine Unterkunft. Nicole übernimmt die Versorgung mit Speis und Trank, die Auswahl der Musiksender (Triple M rockt gut, hat aber oft gestörten Empfang) und sichtet den Weg.
Mittagspause mit Resten vom Großeinkauf vor dem Regenwald ist in den Kershew Gardens in Rockhampton. Die Stadt ist zwar in Einwohnern nur ungefähr so groß wie Speyer oder Schweinfurt, hat aber einen riesigen kostenlosen Park mit unterschiedlichen Themenbereichen, Spielplatz, Barbecues, Sanitäranlagen ... Wir staunen, mal wieder.
Die Landschaft ist über weite Strecken nicht besonders abwechslungsreich, viel Rind im Euyaklyptuswald, manchmal steppig. In der Ferne sehen wir Hügel, ab und an überqueren wir einen Fluss. Am Lake Monduran machen wir einen kurzen Stopp und sichten die ersten Kängurus (lebend! nicht als Roadkill) für diesen Urlaub,. Außerdem kommt Nicole mit zwei Herren im Wohnmobil ins Gespräch, australische Senioren, die gerne mehr Monate nach Europa reisen, als erlaubt ist und dafür schon Strafe zahlen mussten.
Hier wird es noch früher dunkel als im Norden von Queensland. Nach 18 Uhr ist es zappenduster, die letzten Kilometer ziehen sich. Dann sind wir im kleinen Häuschen in Hervey Beach, zum Abendessen gehen wir in die Pizzeria, die die Vermieterin empfiehlt. Sehr italienische Pizza, sehr lecker. Wohlig satt und müde sind wir bereit für die nächsten Abenteuer...
... neben der Straße wird stetig gewarnt. Und es gibt noch mehr zu sehen.
Nachts wird es ziemlich kühl, vor allem wenn man die Fenster offen lässt. Morgens weckt uns wieder Vogelgesang, die Flötentöne kommen vom Graurücken-Krähenwürger. Die Sonne strahlt und wir huschen zuerst in den Woolworth, um unseren Vorrat an Snacks aufzustocken. Danach einen kleinen Abstecher in den Botanischen Garten, aber nur kurz. Um 13.30 Uhr startet die Spirit of Hervey Bay zu einer Waltour.
Das Schiff ist, zum Glück, bei weitem nicht ausgebucht. Gerade ist der Beginn der Walsaison, die bis November dauert. Die Buckelwale ziehen von der Antarktis hierher, um zu futtern, sich zu paaren und ihre Kälber zur Welt bringen. Aber erst einmal geht es über eine Stunde lang geradeaus hinaus aufs offene Meer, in eine Art großer Bucht, die von Fraser Island begrenzt wird. Am Morgen habe man viele Wale gesichtet, aber nun sei nunmal Ebbe, erläutert der Skipper. In der Ferne springen ein paar Delfine, dann sehen wir in der Ferne tatsächlich einen Wal, der aber schnell wieder abtaucht.
Das Team des Bootes ist mit Fernglas und Kameras mit Teleobjektiven ausgestattet, der Skipper hält Kontakt zu anderen Booten. Schließlich sehen wir einige, etwas weiter entfernt. Aber es wirkt so, als ob sie immer abtauchen, sobald das Boot etwas näher rücken will. Wir sehen die kleinen Wasserfontänen, hören die Töne, die die Tiere ausstoßen. Auch das ist schon faszinierend. Vermutlich Neuankömmlinge in der Bucht, die sich gerade noch orientieren, sagt der Skipper.
Dann steuert er ein Boot des Mitbewerbers Tasmanian an, ebenfalls ein Katamaran. Das Schiff sei schon eine Weile von Sticky Whales umgeben, können dehalb nicht mehr weiterfahren, sagt der Skipper. Mal sehen, ob die uns auch mögen ... Was danach kommt, ist einfach nur atemberaubend, sagenhaft, wunderschön. Denn wenn die Wale erstmal entpannt in der Bucht angekommen sind und noch dazu im Teenageralter - dann sind sie ziemlich neugierig und hängen gerne mal um solche Boote herum ab.
Drei solcher Buckelwale im Teenageralter tauchen nun also neben dem Boot auf und ab, drehen sich, schlagen mit der Flanke aufs Wasser, kommen ganz ganz nah und mustern uns mit ihren großen Augen. Dabei berühren sie das Schiff nie. Allerdings sei es schon vorgekommen, dass sich ein weibliches Jungtier unter einem Katamaran versteckt hat, als es von männlichen Tieren bedrängt wurde, erzählt ein Crew-Mitglied. Alle auf dem Schiff sind verzaubert, eingeschlossen diejenigen der Crew, die das wohl öfter sehen. Das Klatschen und Rufen trägt offensichtlich übrigens wirklich dazu bei, dass sich die Tiere für ein Schiff interessieren.
Dann geht es in den Sonnenuntergang zurück zu Hervey Bay. Der kostenlose Afternoon Tee war irgendwie unterwegs verloren gegangen, aber wir bekommen noch Tee und Knabberkram, kaufen dann selbst noch Chips und ein Gläschen Wein dazu. Was für ein perfekter Ausflug und ein wunderschöner Tag! Dann geht auch noch die Sonne in diesen unglaublich kitschigen Farben unter ... und wir sind platt, denn die Sonne knallte vom Himmel, dazu ziemlich Wind und wir waren doch die meiste Zeit draußen. Zu Abend gibt es immernoch Reste vom Großeinkauf vor Daintree, diesmal Tomatensalat, Nudeln mit Pesto. Und morgen wartet das nächste Abenteuer.
... es gibt noch ein paar Bilder
Um 7.20 Uhr müssen wir an Hausnummer 535 stehen. Und tatsächlich kommt der Bus. Start in ein echtes Abenteuer, denn organisierte Touren stehen bei uns normalerweise nicht auf dem Programm. Aber da man auf K'gari, zwischendurch Fraser Island, nur mit Vierradantrieb fahren darf, können wir entweder nicht auf die größte Sandinsel der Welt - oder eben mit einer solchen Tour.
Unser Guide ist Wyane, der uns erstmal zum Fährhafen River Heads bringt. Die Überfahrt dauert eine gute halbe Stunde, immer wieder sind Delfine zu sehen. Die Sonne strahlt. Auf K'Gari warten zwei Allrad-Laster auf uns. Eine sehr schaukelige Fahrt beginnt. Ob irgendwo im Kleingedruckten steht, dass man diese Tour besser nicht antreten sollten, wenn einem im Auto leicht schlecht wird ...? Zum Glück sind alle Magen stabil, auch die der kleinen Kinder hinter uns. Wyane verbreitet enzyklopädisches Wissen über die Insel. Dazu gehört ein Statement zu den hiesigen Aborigines und deren Regeln, ein Hinweis auf giftige Schlangen und bissige Dingos und viel Historisches. Und witzige Details, wie das Schild, das jüngst von Prinz Harry, als der noch den Prinzenstatus hatte, aufgestellt wurde. Zwischendurch gibt es eine Sanitärpause in einem Resort.
Am 75 Mile Beach führt quasi ein Highway auf dem bretterlebenen Strand entlang. Die parkenden Fischer stehen also mitten auf der Fahrbahn, kritisiert Wyane. Unser erstes Ziel ist das Wrack der Maheno. Das Schiff war erst ein Touristenboot, dann während des Weltkriegs kurzzeitig Krankenschiff, danach wieder für Touris. Als die Japaner es kauften und überführen wollten, bauten sie die Propeller ab, es kam ein Zyklon und der Rest ist sehr fotogen rostende Geschichte. Ebenfalls hübsch sind die Pinnacles, Sand/Steinhaufen, die sich je nach Lichteinfall in anderen Farben präsentieren.
Plötzlich steht ein sehr junger, sehr schnittiger Kapitän in der Bustür: Für 100 Dollar (60 Euro) kann man sich 15 Minuten über Insel und Meer fliegen lassen - ein Angebot, das sehr viele Fahrgäste annehmen. Diese Reiseleitung zuckt tatsächlich auch schon fast, wird aber von der Familie am Boden gehalten.
Danach kommt der Höhepunkt des Tages, finden zumindest Louisa und Nicole: Eli Creek, ein Bach, der ins Meer mündet. Maximal hüfttief, glasklar, garnicht so kalt und einfach paradiesisch gelegen. Da zeigt sich eine Tücke der Bustour: Es bleiben genau 20 Minuten bis zur Weiterfahrt - egal. Louisa und Nicole werfen sich in Badeklamotten, die Männer tragen tapfer das Gepäck und geben die Uhrzeiten durch.
Inbegriffen ist ein Lunchbuffet in einem Ressort. Nunja. Macht satt. Der Nachwuchs bekommt danach noch was aus der benachbarten Bäckerei. Aber der Leguan im Garten war eine echte Attraktion.
Weiter geht es in den Regenwald. Neben dem Militär im Weltkrieg und dem Sandabbau war die Holzindustrie viele Jahrzehnte ein wichtiges Standbein. Alles längst vorbei, inzwischen hat die Insel UNESCO-Weltkulturerbestatus. Deshalb mussten übrigens die Pferde von der Insel umziehen, knapp 100.000 Fahrzeuge sind aber pro Jahr erlaubt, merkt ein knurriger Wayne an und bittet darum, dass man daraus seine eigenen Schlüsse ziehen möge. Die Geschichte der Insel beinhaltet übrigens unter anderem ein hässliches Massaker an den Einheimischen.
Aber zurück zu den Holzfällern: An die 200 Menschen lebten im Regenwald, ein paar Häuschen stehen noch. Und die zugehörige Schlucht ist natürlich wieder Idylle pur. Vogelstimmen hören ist allerdings nicht drin - wenn ein ganzer Bus auf einmal plaudert, kommt nichtmal ein australischer Vogel mehr durch (und das will was heißen).
Abschluss ist am Lake MacKenzie, entstanden durch Regenfall. Glasklares, kühles Wasser. Sandiger Boden. Man wird gebeten, nur im Niedrigwasser zu schwimmen (gab schon Unfälle). Speis und Trank bleiben im Bus: Dingos. Wieder gehen Louisa undn Nicole schwimmen und es ist einfach nur herrlich. Dann bringt uns der Bus zurück zur Fähre. Wir tuckern einen unfassbar kitschigen Sonnenuntergang entgegen, als auch noch mehrere Delfine anfangen zu springen ... Gebuchte Touren sind normalerweise nicht unser Ding, Aber in diesem Fall war es die ideale Lösung. Komplett ermattet gehen wir noch einmal in die sehr italienische Pizzeria, der Koch erinnert sich sogar. Ach, Australien ...
... natürlich gibt es noch viel mehr Fotos.
... und noch mehr Bilder
Uns weckt wieder lieblicher Vogelgesang. Alles packen, noch ein kleiner Plausch mit Vermieterin Sarah und wir sind gegen 9.30 unterwegs. Ganz so schnell kommen wir jedoch nicht voran: Wir müssen tanken, Kilian braucht noch Frühstück (frittiertes Huhn vom japanischen Stand). Kurz vor Maryborough meldet dann die Reiseleitung einen Koffeinnotstand - was damit zusammenhängen kann, dass die 26.000 Einwohner-Stadt als eine der ältesten und schönsten in Queensland gilt.
Tatsächlich viele historische Holzhäuser. Dann kommt der Zufall dazu: Nicole hat auf google maps recht spontan ein Café ausgewählt. Vor Ort werden die Heißgetränke sehr ... achtsam zubereitet und die Zeit vergeht. Man kann wieder Unbekannten einen Kaffee spendieren ("aufgeschobener Kaffee"), wird natürlich gemacht. Und dann schickt uns der leicht verstrahlte Barista zum Goldenen Klo ... Tatsächlich hat man sich irgendwann im Rathaus auf die Fahnen geschrieben, die schönste öffentliche Toilette einzurichten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, Künstler durften sich austoben. Der Still/Wickelbereich ist allerliebst, das goldene Klo ist bei den Damen, die Herren haben dafür Kathedrale und Dampflok bekommen ... Toilettenfotofachfrau Nicole kann sich kaum satt sehen. Dafür muss sie der Familie im Gegenzug versprechen, dass jetzt nicht alle Straßenzüge mit historischen Gebäuden abgelaufen werden ... Am Parkplatz werden wir später von einer Frau angesprochen: Wo wir herkommen? Ob wir touristisch interessiert sind? Sie hätte da was - na klar, die Toilette. Wie sich übrigens auf dem Klo selbst auch viele nette small talks ergeben haben. Außerdem wurde in dem Örtchen die Autorin von Mary Poppins geboren und bekam als Ehrung sogar eine eigene Ampeldame.
Der nächste Stopp ist auch wieder ein Zufallsfund, ein wunderschöner. Eigentlich wollten wir im Nationalpark Glasshouse Mountains zunächst ein paar Pies im Ort essen, doch dann entdecken Nicole und Kilian online ein Café neben dem Aussichtspunkt. Kilian sichtet die Speisekarte und die Entscheidung steht: Zum Lookout-Café. Vor Ort ist die Aussicht sagenhaft. Dann sitzt auch noch ein Lachender Hans vorm Fenster und ein Känguru grast gemütlich - seufz. Das Frauenteam an der Theke trällert bestens gelaunt, das Essen schmeckt, mehr geht nicht.
Ein Lookout gibt (von einem alten Feuerwachturm aus) einen Überblick über den Nationalpark. Sieht sehr verlockend aus, hier hätte man auch ein paar Tage verbringen und wandern können. Aber so fahren wir noch ein Stündchen weiter südlich in den Großstadtschungel von Brisbane. Die Straßen bekommen immer mehr Spuren, es wird ziemlich dicht, aber wir kommen noch vor Einbruch der Dämmerung an. Diesmal ist die Ferienwohnung in einem supermodernen Hochhaus. Der Parkplatz ist sechs Stockwerke unter der Erde, unser Apartment im 8. Stock. Im 34. Stock gibt es auf dem Dach BBQ und Pool, die Aussicht ist beeindruckend.
Auf der Suche nach Abendessen haben wir die Qual der Wahl: Eritreisch? Koreanisch? Tawaianisch? Chinesisch? Japanisch? Indisch? Italienisch? Burger? Nein, heute gibt es griechisch, bei einem sehr griechischen Griechen nebem dem zypriotischen Kulturzentrum. Dann ein Bummel zurück, vorbei an einem Betonwerk mitten in der Stadt und viel Streetart im Dunkeln.
... und andere Bilder.
Wir starten gemütlich in den Tag. Selbstverständlich mit dem Handicap, das uns seit Jahren begleitet: Kilian ist ein schlechter traditioneller Frühstücker und braucht am Vormittag etwas Heißes und Fettiges, Louisa schließt sich inzwischen etwas an. Wie gut, dass unser airbnb nur 20 Minuten von der Innenstadt entfernt ist (zufällig!) und wir dort direkt auf einen neuen kleinen Markt stoßen. Kilian holt sich ein Falafel, Louisa beginnt den Tag direkt mit indischem Butter Chicken. Die Eltern haben inzwischen aufgehört sich zu fragen, warum es nicht einfach ein Marmeladentoast sein kann ... Um uns herum machen unter anderem Arbeiter ihre Pause, ein Sichler sucht nach Essensresten und der Straßenmsiker ist garnicht schlecht.
Die Innenstadt ist eine schöne Mischung aus alten Gebäuden, neuen Wolkenkratzern, dazwischen Palmen, Sehr gepflegt, aber nicht zu schick. Gefällt uns sogar besser als Melbourne, falls man das nach den paar Stunden schon sagen kann. An einer Stelle wird ein Podium für eine Kundgebung aufgebaut (vermutlich irgendwas mit den Rechten der Aborigines), aber die Reiseleitung wird von der Familie direkt weitergezogen ... Dann eine Menschenansammlung. Eine Demonstration? Nein, Mittagspause der Arbeitnehmer in der Innenstadt.
In der St. Johns Chathedral wird gerade der Mittagsgottesdient vorbereitet und es erklingt Klavierspiel, in der kleinen, alten Kathedrale von St. Stephen ist gerade eine bilderreiche Bibelstunde. Wir huschen erst danach kurz rein. Kleiner Kaffeestopp, dann geht es weiter bis in den botanischen Garten. Es gibt den kleinen, ursprünglichen in der Innnenstadt, die Erweiterung ist etwas außerhalb. Was bei uns Tauben und Spatzen sind, sind hier unter anderem die Sichler und Papageien. Außerdem sichten wir eine Wasseragame. Auf einem großen Rasen werden unter Palmen Fitnessübungen absolviert, zwei Fußballer versuchen sich an der Aufnahme eines Tiktok-Videos (und scheitern).
Das Old Government House ist inzwischen Teil der Uni. Auf dem Campus ist einiges los, neben an wird ein Gelände für ein Rockkonzert vorbereitet und die Vorgaben (leider kein Foto) klingen für das entspannte Australien ziemlich unentspannt.
Unser Weg führt über die Goodwill-Bridge, eine Fußgängerbrücke, auf der auch die E-Roller-Fahrer brausen, natürlich mit Helm. Dann bummeln wir an der South Bank entlang. Hier fand 1988 die Weltausstellung Expo statt, jetzt ist es ein Juwel an Naherholung. Eine nepalische Pagode erinnert an Weltläufigkeit, es gibt wieder eine große, kostenlose Badelagune, ein Stück Regenwald, BBQ-Stationen ... warum funktioniert so etwas bei uns nicht? An der Bevölkerungsdichte kann es nicht liegen Brisbane ist eine multikulturelle Millionenstadt.
Wir bleiben im (kostenlosen...) Queenslandmuseum, bis uns fast die Augen im Stehen zufallen. Da wir auf Dinos gerade keine Lust hatten, haben wir uns auf die Tierwelt des Landes konzentriert. Die First Nation Abteilung ist gerade wegen Umbau geschlossen - und es derzeit wirklich nicht leicht, Aboriginal-Kultur mitzubekommen. Das große Zentrum in Cairns ist seit Corona dicht, das andere große Zentrum in Rockhampton hatte Öffnungszeiten, die mit unserer Route nicht kompatibel waren, die Gallerie in Port Douglas war im umbau. etcetcetc. Als wir zum Apartment wollen, nieselt es - also noch kurz ein Kaffee im Museumscafé. Danach wird eine Runde gechillt und die Waschmaschine darf arbeiten.
Abendessen gibt es ein paar Straßenzüge weiter im Birds Nest, einem japanischen Yakatori-Restaurant, was - wenn wir das richtig verstehen - vor allem heißt, dass man Spießchen bestellt, die am Holzkohlegrill zubereitet werden. Unsere männliche Bedienung versteht kaum englisch, wir sind dafür sehr beschäftigt, alles, auch das gegarte Ei, mit Stäbchen zu essen - und probieren uns durch die Karte. Viele kleine Speisen, nach denen wir dennoch pappsatt sind. Sehr lecker. Vor allem Kilian ist im Glück, asiatisch schmeckt ihm quasi alles. Könnte zum Frühstück direkt so weitergehen,
Und noch ein paar Impressionen aus Brisbane.
... kleine Durchsage: der Blogeintrag kommt erst morgen. Irgendwie war zu viel Fußball....
Vom Apartment haben wir es nicht weit bis zur Gallery of Modern Art. Allerdings ist es ein sehr wechselhafter Tag, zwischen zwei Regenschauern schaffen wir es ins Museum. Zeit für den ersten Kaffee ... und etwas Kuchen. Danach lassen wir die (kostenpflichtigen) Sonderausstellungen aus und sehen uns erst das Stockwerk mit Kunst der First Nation und dann das mit den Werken der Kunsthochschulabsolventen an. Ein großer Teil ist jedoch wegen Umbaus gesperrt, was gerade für die ganze Stadt gilt: Brisbane bekommt eine Metro und das ist mit viel Straßenbauarbeiten verbunden.
Die Erweiterung des Museums ist eigentlich nur ein paar 100 Meter entfernt - aber irgendwie wollen wir sie nicht finden, sondern stehen wahlweise in der Großbücherei oder im Queenslandmuseum vom Vortrag. Tatsächlich sieht der Museumsbau von außen aus wie ein hässliches Parkhaus ... aber das sind ja nur Äußerlichkeiten. Drinnen ist natürlich wieder viel gesperrt (Umbau), aber es gibt noch genug zu sehen, um uns lange zu beschäftigen.
In der nächsten Regenpause gehen wir wieder über die Brücke in die Innenstadt. Im großen Kaufhaus gibt es im Erdgeschoss einen Foodcourt! Die Stadt erinnert uns sowieso in unserem Viertel sehr an Singapur die Bevölkerung ist sehr asiatisch ... aber nein, dieser Foodcourt ist eine komplette Enttäuschung und hat keine weiteren Zeilen verdient. Danach teilen wir uns zum Shoppen in das Team Deko und das Team Technik, später geht es in noch in einen Buchladen, am Mannschaftsbus der Südkoreanischen Frauenfussballnationalmannschaft vorbei und in ein Café. Immerhin schmeckt die Matcha-Terrine authentisch.
Noch ein Bick auf historische Gebäude, dann gehen die Männer schonmal ins Apartment. Louisa und Nicole gehen noch eine kleine Runde shoppen und laufen dann in der Abenddämmerung nach Hause. Eine multikulturelle Millionenstadt, in der auch frau sich keinen Moment unwohl fühlt, übrigens.
Abendessen beim Libanesen um die Ecke, wir streamen die erste Halbzeit des Spiels Deutschland-Südkorea. Da der Weg über Kilians Handy eher so halblegal ist und dauert, ist der Toralarm von Louisas Gerät immer zwei Minuten vorher dran - witzig, nimmt aber etwas die Spannung. Danach bekommen wir übrigens noch Pizza geschenkt: Der Libanese weiht den neuen Ofen ein und verteilt großzügig. Das mache er immer bei seinen Gaststätten so, wenn es etwas neues gebe, erklärt der Gastwirt.