Die erste echte Begegnung mit dem Regenwald steht an, allerdings in einem extrem durchgeplanten touristischen Umfeld. Schon seit Jahrzehnten führen die Gondeln von Skyrail und die Bahn von Scenic Railway in das Dörfchen Kuranda. Und ganz ehrlich: Da geht trotzdem kein Weg dran vorbei.
Um 10.55 Uhr holt uns der Bus ab. Der Fahrer plaudert durch, was uns erwarten wird, wann die Gondeln wo halten werden, wann die Bahn wo fährt und vor allem wie SICHER das alles ist. Abenteuer geht definitiv anders. Aber: Der Tag ist trotzdem wunderschön. Wir haben eine Gondel für uns und gleiten über den Regenwald, ziemlich hoch oben. Es gibt zwei Stopps, jeweils mit kleinen Runden auf Holzwegen durch den Regenwald und viel erklärenden Schildern. Es ist atemberaubend. Stachelige Farnblätter, die Würgefeige, die mächtigen Kauris, Lianen ... unfassbar grün, unfassbar groß. Selbst der Teenager sitzt leise schmunzelnd in der Gondel "Schon ziemlich okay hier". Mehr Lob geht kaum.
In Kuranda angekommen fühlen sich die zweineinhalb Stunden Aufenhalt erst lang an. Und verfliegen dann doch. Das liegt sicher nicht an den historisch wertigen Bauwerken oder der vielen Kultur. Eine Kneipe reiht sich an den nächsten Imbiss, die Rusty Märkte bieten viel Nippes, dazwischen verstecken sich schöne Stücke mit Aborigines-Mustern. Aber wir haben erstmal Hunger. Nachdem wir ein paar Burger erjagt haben, besuchen wir das Visitorcenter und geraten an eine Deutsche! Louisa nimmt eine Stabheuschrecke (oder wie immer das Tier auf deutsch heißt) auf die Hand, außerdem erfahren wir, dass das mit den Schlangen wirklich nicht so wild ist. Viel gefährlicher sei die australische Brennessel. Soso.
Es gäbe ein Koala Sanctuary und eine Bird World, aber wir gehen in das Schmetterlingshaus. Dort gibt es nur heimische Arten und wie immer in Schmetterlingshäusern können wir gut verweilen. Unser Favorit ist der grüne Cairns Wingbird, ganz zauberhaft. Zufällig können wir dann auch noch dabei sein, wie frisch geschlüpfte Schmetterlinge in das Haus gebracht werden - und dann wird die Zeit auf einmal schon knapp.
Wir holen noch kurz einen Kaffee und eilen zum Zug, Denn der um 15.30 Uhr ist die letzte Fahrt des Tages. Sitzplätze bekamen wir vorher schon per Mail mitgeteilt. Unsere Nachbarn sind Australier, allerdings ausnahmsweise schweigsame. Das könnte am knallroten Sonnenbrand des Herren liegen ... Da aber sonst wirklich jeder fragt, wo wir herkommen, wie lange wir bleiben, was wir hier machen - ist es mal ganz erholsam, kurz nicht plaudern zu müssen.
Natürlich muss Louisa noch Sekunden vor der Abfahrt auf Toilette, natürlich klappt alles trotzdem noch. Der Zug zuckelt langsam, manchmal wohl gerade mit Schrittgeschwindigkeit. Ein Stopp ist mit Blick auf die Barron Falls, die gerade recht wenig Wasser führen. Angstellte der Bahn achten darauf, dass auch wirklich jedes Schäfchen wieder in den Zug findet und weiter gehts.
Es geht durch 12 handgeschlagene Tunnel, über 55 Brücken, dazu wird die Geschichte der Bauarbeiten erzählt. Zum Beispiel, dass 32 Arbeiter bei Unfällen starben, aber wohl noch mehr durch Krankheit oder Schlangenbiss (ha!). Nachdem der Zug wieder die Ebene erreicht hat, steht die Sonne über den Zuckerrohrfeldern schon tief. Gegen 17.30 Uhr sind wir am Bahnhof von Cairns.
Abendessen im Supermarkt kaufen, in den Liquor Store für ein Fläschchen Wein, danach Geld abheben. Als Nicole im Bus mit einem 100-Dollar-Schein zahlen will (der Automat hat nur großes ausgespuckt), winkt der Busfahrer ab - und die vier aus Deutschland einfach durch. Louisa kann es kaum fassen. Wieso sind die Menschen hier soooo freundlich? Abendessen daheim auf der Terrasse. Louisa und Nicole gehen kurz vor 22 Uhr noch eine Runde schwimmen und haben die Pools ganz für sich alleine.
Noch mehr Bilder von der Gondelfahrt und aus dem Regenwald
...und noch ein paar Bilder aus dem Schmetterlingshaus ....
... und noch ein paar Impressionen von der Rückreise
.. wer auch immer das liest: Bis zum nächsten echten Blogeintrag mit Text und Bild dauert es noch etwas. Wir sind im Daintree-Regenwald tatsächlich weit weg von jeglichem Mobilfunkempfang. Selbst das Wlan im Ferienhaus ist datenmäßig stark eingeschränkt(Satellit). Strom kommt von der Photovoltaikanlage, das Wasser ist Regenwasser. Eben wirklich am Ende der Welt. Und ganz nahe am Paradies.
Der Wecker geht um 8.15, um 10 Uhr setzt das Taxi Nicole und Gerald am Flughafen ab: Der Mietwagen will bei Europcar abgeholt werden. Natürlich versuchen sie uns noch extra Versicherungen anzudrehen und irgendwie ist die One-Way-Gebühr teurer als vereinbart. Aber: Es gibt wie schon die beiden letzten Male ein upgrade. Der Isuzu ist ein richtiges Schiff, bietet Platz für unsere Koffer und soll uns ja bis nach Sydney bringen.
Um 11.15 Uhr sind wir aus der Ferienwohnung und segeln dem Supermarkt entgegen. Vorher gibt es aber ein zweites Frühstück, aus vietnamesischen Rollen (2 Euro das Stück, sehr lecker) und Kaffee mit diversem Gebäck. Ausreichend satt machen wir uns daran, Vorrat für drei Tage Regenwald zu kaufen. Denn im gesamten Daintree-Gebiet gibt es nur einen kleinen Markt. Nicole, gestählt von Lockdown-Erfahrungen, lässt sich nicht beirren und belädt den Wagen. Wie gut, dass der Kofferraum so groß ist ...
Dann starten wir gen Norden, auf dem Cook-Highway, die Küste entlang. Lange weiße Strände, meist menschenleer, dafür Wohngebiet der "Salties", der Salzwasserkrokodile. Wir beobachten einen Paraglider, der mangels Wind doch nicht zum Sprung kommt. Irgendwann sind wir an der Fähre über den Daintree-River. Danach endet der Mobilfunkempfang und taucht höchstens erratisch noch auf. Laut Vermieterin Jillian sind Fährtickets auf unseren Namen hinterlegt - aber irgendwie werden die nicht gefunden. Die junge Dame an der Kasse winkt uns lässig durch: Die Tickets liegen bestimmt da, die sehen das bloß nicht ...
Innerhalb von 10 Minuten haben wir übergesetzt und das Abenteuer im Regenwald kann beginnen. Eine schmale Straße führt durch das dichtige Grün. Erster Stopp ist der Alexandra Lookout, an dem uns Australier sofort anbieten, uns zu fotografieren. Der Blick ans Meer ist ein grüner Farbenrausch.
Wir fahren durch grüne Tunnel. Immer wieder verstecken sich Häuser, was man aber nur an den Einfahrten und den Briefkästen erkennen kann.
Immer wieder gibt es Erhebungen auf der Straße, um den Verkehr abzubremsen. Schilder informieren, dass wahlweise Kasure (große Laufvögel) oder Kängurus kreuzen könnten.
Messlatten am Fahrbahnrand mahnen, dass hier das Wasser manchmal ziemlich hoch steht.
Zur Unterkunft Seascape geht es eine extrem steile Auffahrt hoch - und dann sind wir ziemliich nahe am Paradies. Ein gepflegter Garten, ein Haus mit Blick auf den Regenwald und das Meer.
Das Gebäude selbst stand mal auf einer Zuckerrohrplantage. Als es abgerissen werden sollte, haben es die Besitzer des Grundstücks kurzerhand in den Regenwald verfrachtet. Die Einrichtung ist schlicht, stilvoll, etwas retro. Die Geckos an der Decke erinnern daran, dass es hier offensichtlich genug Futter gibt ...
Um 18.30 Uhr unternehmen wir einen kurzen Abstecher zu Cow Beach, der idyllisch im Abendlicht liegt. Ein Schild warnt vor Krokodilen, dennoch gibt es Infrastruktur mit Toiletten, Picknickbänken und viele Menschen. Wir sind etwas verwirrt.
19.25 Uhr sollen wir am Treffpunkt mit Jungle Escapes Nightwalks sein, Ohne Google Maps und ohne die Mail ist das nicht so leicht -aber kurz kommt ein Funksignal durch. Elektrizität gibt es hier nicht, Straßenlaternen natürlicih auch nicht. Entsprechend landen wir am Ende einer stockdunkeln Straße. Der Sternenhimmel ist beeindruckend,
Dann sehen wir andere Autos, eine kleine Gruppe mit Lampen kommt einen Weg herunter. Vorschriftsgemäß mit langer Hose und festen Schuhen gekleidet stehen wir im Dunkeln. Gegen 19.30 Uhr ruft uns Ian, ein etwas knorziger, reifer Australier, zu seinem Kofferraum, um uns unsere Lampen zu übergeben. Er trägt Crocs, kurze Hosen und T-Shirt....
Und so geht es gut zwei Stunden durch den Regenwald, also durch ein kleines Teilgebiet.
Zuerst sehen wir in einem Baumwipfel einen etwas tapsigen Flughund. Später sichten wir zwei kleine Frösche, einer gefährdet, einer frisch von der roten Liste zurück. Ein Forest Dragon (eine Agame ) hat sich zum Schlafen an einem Stamm niedergelassen und stellt seine Stacheln, als wir in zu arg anleuchten. Das etwas drei Monate alte Junge dazu schläft schon ein paar Stämme weiter. Ganz oben in einem Baum sehen wir einen Vogelpopo, ein weiterer Schlafplatz. Davon gibt es keine Bilder, aucht nicht von den Pilzen oder kleineren Spinnen, demknallgrünen großen Heupferd. Aber wir treffen auch unseren ersten Huntsmann Spider, eigentlich ein freundliches Wesen, das nur leider sehr sehr groß werden kann. An einem Stamm begrüßt uns ein kleineres Exemplar, das uns dennoch Ehrfurch einflößt ... Zwischendurch machen wir die Lampen aus und stehen im Stockdunkeln. Louisa wird da, verständlicherweise, etwas hibbelig. Der Rest genießt den Moment.
Ian erzählt viel, dass die Zyklone notwendig sind, um alte Äste zu entfernen (der letzte war 1998, es wird mal wieder Zeit). Dass gerade so wenige Insekten unterwegs sind, weil es so trocken ist. Und welche Sträucher und Bäume ihre Blätter angeknabbert aussehen lassen, um damit Tiere abzuschrecken. Und immer wieder der Blick hoch in die schier endlos hohen Bäume...
Als wir zurückfahren sind wir noch voller Adrenalin. Noch ein Happen zu essen, noch ein Gläschen Wein und es ist mal wieder nach Mitternacht, bis wir schlafen.
Der Tag beginnt etwas träge, mit einem ersten und zweiten Frühstück. Einem Rundgang durch den Garten. Wir lauschen dem Sound des Urwalds. Paradiesisch hier, auch wenn einige Mitbewohner nicht so freundlich sind. Ian zufolge gibt es keine giftigen Schlangen im Daintree, der Reiseführer sagt was anderes, Hm.
Gegen 12 Uhr sind wir am Daintree Discovery Center, etwa 15 Minuten Fahrt entfernt. Dort findet sich eine Art Baumwipfelpfad und einige Themenwege durch den Regenwald. Die Textbeiträge in den Audioguides sind sehr ausführlich, so dass wir irgendwann nur noch ausgesuchte Stellen hören.
Ein blau-schillernder großer Schmetterling flattert vorbei (Ulysses, natürlich zu schnell fürs Foto), Kakadus machen lärmend auf sich aufmerksam. Und der Blick auf den Regenwald von verschiedenen Etagen bleibt einfach atemberaubend.
Gerade sind wir im Lebensraum der Kasure (Cassowaries), knapp 2 Meter hohe Laufvögel, die noch recht nahe am Urzeitmodell sind und auch schon vereinzelt Menschenleben auf dem Gewissen haben. Aber es ist wie mit den Krokodilen: Wenn man eines sieht, bitte eine Telefonnummer anrufen und die Sichtung mitteilen - denn sie sind geschützt. Eine Tafel infomiert darüber, dass erst am Morgen ein Vogel über den Parkplatz gestakst war. Doch jetzt : Keine Spur (und wir sind uns noch nicht sicher, wie dringend wir einen sehen wollen).
Danach statten wir der Daintreee Icecream Company einen Besuch ab, eine kleine Eisfabrik im Herzen des Regenwalds. Eine ältere Dame namens Betty spielt dabei offensichtlich eine tragende Rolle. Es gibt etwa 15 Sorten, die in kleinen Töpfchen zu je 5 Dollar (3 Euro) verkauft werden. Wir entscheiden uns für Mango-Kokosnuss, Chili-Schokolade, Spices of Life und Passionsfrucht-Ingwer. Alles von cremiger italienischer Eiscreme weit entfernt, trotzdem lecker. Wir sitzen im blühenden Garten, natürlich gut überdacht - hier ist alles immer gut für starken Regenfälle zu anderen Jaherszeiten gerüstet. Die betagte Betty sucht übrigens einen Nachfolger - falls sich jemand berufen fühlt ...
Danach noch ein Abstecher zu Thornton Beach. Wieder eine Warnung vor Krokodilen und giftigen Quallen, wieder viel Infrastruktur. Croc-Wise sein, heißt das hier, also trotzdem an den Strand gehen, aber halt nicht an die Wasserlinie. Und so stehen wir in einer Fototapete mit weißem Sandstrand und Palmen - niemand schwimmt, keiner surft. Trotzdem schön. die tropischen Verwandten der Wattwürmer hinterlassen faszinierende Muster im Sand.
Gegen 18 Uhr sind wir schon zurück im Haus, die Dämmerung und ihre Klänge genießen. Wir sichten einen großen Schwarm Kakadus und gehen es ganz ruhig an. Bloß kein Stress im Paradies.
Gegen 10.45 Uhr starten wir gen Norden, Richtung Cape Tribulation. Der erste Stopp ist der Marrdja Boardwalk, mit 1,2 Kilometern wirklich nicht lang. Aber es gibt so viel zu sehen, denn es handelt sich um Mangroven in der Trockenzeit. Außerdem entdecken wir eine Großfamilie Flughunde, die es sich in den Baumwipfeln bequem gemacht hat. Viel zu sehen, viel zu staunen.
Dann statten wir Masons Café einen Besuch ab, Zeit für die Raubtierfütterung. Klassischer Burger für Kilian, Chicken Nuggets mit Süßkartoffelpommes für Louisa, die Eltern teilen sich einen Emu-Burger. Krokodil war leider aus und Känguru darf nicht verspeist werden, weil ... Känguru. Das Café hat die Lizenz zum Gelddrucken: Ein kleiner Einkaufsladen ist dabei, die Poststelle und eine Verkaufsstelle für Alkohol (hier sonst immer in extra Läden). Und es gibt ein Waterhole, eine Schwimmgelegenheit ohne Krokodilgefahr.
Das Essen braucht eine Weile, danach schauen Louisa und Nicole noch einmal sehnsüchtig aufs Wasser. Aber: Wir haben um 14 Uhr eine Verabredung, die Zeit langt nicht. Also nur noch ein kurzer Blick aufs Meer (sehr viel Picknickinfrastruktur, aber es lauern wieder Salties) und wir peilen die Cape Trib Farm an. In einer kleinen Gruppe von 24 Reisenden werden wir dort exotische Früchte verkosten. Sehr angenehm gemacht: Ein idyllisch gelegenes Häuschen. Die Plätze sind schon je nach Gruppengröße gerichtet, Getränk und Servietten liegen bereit. Blickfang ist jedoch erstmal eine sehr große Spinnendame, die ihr Netz nahe den Tischen gesponnen hat und dort jetzt mit ihren Jungtieren lebt. Sie ist friedlich, sagt Jeremy mit einem Lächeln. Will sagen: Nicht giftig.
Dann bekommt jedes Tischchen ein Tablett mit mundgerechten Fruchtstücken. Jeremy übernimmt die Moderation. Der Vater des Briten hatte in Rammstein gearbeitet, Jeremy hatte als Kind eine kurze Episode in Deutschland. Als er als Backpacker nach Australien kam, arbeitete er auf der Farm - und verliebte sich in die Tochter. Zum Studium ging es zurück nach England, er arbeitete nach dem Wirtschaftsstudium irgendwas mit Wirtschaft, seine Frau unterrichtete. Und vor acht Jahren sind sie samt zwei Söhnen zurück nach Queensland, um die Farm zu übernehmen. Vor einigen Jahren haben sie dann auf regenerative Landwirtschaft umgestellt. Kurkumawurzeln halten Schädlinge fern, etc, was zu funktionieren scheint.
Jeremy stellt die Früchte vor, erzählt etwas über Anbau, Reife, Verwendung. Und so verkosten wir unter anderem Kakaofrucht, und schwarze Sapote, die wie Schokolade schmeckt (gibt es auch noch zum Probieren als kleinen Eiswürfel). Die Abiu aus Südamerika (birnenähnliche Konsistenz, floraler Geschmack) die Mangostane und eine krachsaure Frucht, deren Namen uns leider entfallen ist. Die Brotfrucht schmeckt wie Kartoffeln und wird als geröstete Chips auf den Tisch gestellt. Zum Schluss gibt es die Jackfruit, die inzwischen gerne für vegane Gerichte verwendet wird (zum Beispiel beim deutschen Discounter) und als ausgereifte Frucht sehr lecker schmeckt. Louisa liebt die saure Frucht, der Rest der Familie mag eher Soursop (Stachelannone) oder Abiu. In jedem Fall ein Erlebnis.
Danach gibt es noch eine kleine Führung durch den Obstgarten. Sehr faszinierend: Nester der grünen Ameise in den Bäumen sind wichtig, weil sie dann zum Beispiel nervige Kakadus vertreiben, die sich sonst die Bäume vollschlagen würden. Die schwerste Jackfruit bei Jeremy wog über 40 Kilogramm - kaum zu glauben, wenn man die kleinen grünen Früchtchen sieht ...
Um 16 Uhr versuchen wir es erst noch, Richtung Norden zu fahren, soweit wir das ohne Vierradantrieb dürfen. Aber dann drehen wir doch um. Noch eine kleine Runde am Kulki Lookout, den Blick über den Strand und die Mangroven genießen. Am Whet Café bekommen wir trotz Pause Kaffee und Chai Latte to go und setzen uns mit Muffins (vom Großeinkauf am Samstag) an einen Strand, der direkt neben der Straße liegt. Über irgendwie sind drei von vier viel zu sehr damit beschäftigt, an der Wasserlinie Ausschau nach Krokodilen zu halten ...
Inzwischen ist es mit 18 Grad schon fast kühl geworden. Wir zuckeln gemütlich zurück und essen Kühlschrankreste. Da ist ja noch ein bisschen was drin.
Der Wecker geht schon um 7.30 Uhr. Sachen zusammenpacken, Auto beladen. Um 10 Uhr wird das Haus Seascape schon für die nächsten Besucher gerichtet. Wir zuckeln noch einmal durch den Daintree und staunen noch immer über die Dips, über die Tiefstellen in Straßen, die offensichtlich regelmäßig überflutet werden. Meßlatten neben der Straße zeigen dann den Wasserstand an.
Auf der Fähre erläutern wir, dass unsere Vermieterin unsere Tickets wohl zwischen den Büchern und CDs versteckt hat. Anderswo würde man uns vermutlich für verrückt erklären. Hier kommt ein "No Worries" und wir sehen drei Männer in Warnkleidung auf der Brücke im Schrank wühlen, um tatsächlich diese Tickets zu finden.
Am Rande des Daintree-River blüht das Geschäft mit Krokodilfahrten. Wir haben bei Solar Whisper gebucht. Der Anbieter stand bei uns sowieso auf der Liste, dann kam noch eine Empfehlung von Landrat Fritz Brechtel dazu - und der ist schließlich Biologe. Nach einem kurzen Stopp bei Wonga Beach sind wir um 11.45 Uhr wieder am Fluß. Auf dem Boot ist eine Mischung aus Deutschen, Amerikanern, Spaniern. David lenkt und erklärt, man spürt bei jedem Satz, wie sehr er die Salties und die restliche Flora und Fauna der Region liebt. Wir tuckern erst geräuschlos in einen Seitenarm und begegnen einem kleinen, einjährigen Krokodil. Direkt danach liegt Forest am Ufer, die Dame wurde benannt, bevor ihr Geschlecht feststand. Es geht an den Mangroven entlang, der Kingfisher (großer Eisvogel) lässt sich kurz blicken. Danach kreuzen wir den Fluss. Ein weiteres kleines Krokodil, noch eine Dame namens Sandy, eine Baumschlange, eine Python .... und dann wahre Krokodilliebe: Das Weibchen Dusty Rose, zwischen 50 und 60 Jahre alt, und das Männchen Scarface, zwischen 70 und 80 Jahre alt, nur noch zwei Zähne, ruhen nebeneinander am Ufer. Wunderschön! Die Fahrt vergeht dank der Erklärungen wir im Flug und nach einer Stunde sind wir wieder am Ufer.
In Mossmann gibt es Kaffeestopp und Mittagessen. Danach steuern wir die Mossman Gorge an, einen Fluss mit großen runden Steinen, aber ohne Krokodile. Zwischenzeitlich war die Attraktion so überlaufen, dass man jetzt nur noch am Visitorcenter parken kann. Von dort aus fahren Shuttlebusse zum Rundweg, der zum Fluß führt. Große Schilder weisen darauf hin, dass der Wasserstand gerade für das Schwimmen zu gefährlich sei. Oder wie der australische Vater zu seinem kleinen Sohn sagte, der auf einem Stein stand: Hab dich ncht so und spring endlich rein ... Tatsächlich ist erst zu Beginn des Jahres eine 54-Jährige dort ertrunken, seitdem bleiben die Warnschilder einfach stehen, erzählt später ein einheimischer Guide.
Wir gehen erst die kleine Runde zum Ufer, die Australier schwimmen, während die anderen Touristen nur die Zehen ist der sehr schöne grünklare Wasser halten. Danach drehen wir noch die zweineinhalb Kilometerrunde durch den Regenwald, diesmal nicht auf einem ´Boardwalk, sondern auf einem echten Waldweg. Da es Winter, kühl (19 Grad) und trocken ist, fliegt kein einziges Insekt, nicht einmal eine Ameise macht sich auf den Weg. Nur die schwarzen Truthahnvögel sind zu Fuß unterwegs und zeigen keine Scheu, offensichtlich werden sie oft gut gefüttert.
Nach 17 Uhr sind wir zurück am Auto, gegen 18.30 sind wir in Port Douglas in der nächsten Ferienwohnung. Sehr erlesen eingerichtet (die Reiseleitung schrottet leider direkt ein Tablett, reden wir nicht darüber), mit Pool und vielen lauten Vögeln im Garten. Leider verpassen wir die Dämmerung und sind etwas zu spät im Innenort. Alle Restaurants sind gefüllt, wir stranden bei einem Mexikaner. Kleine Portionen für wenig Geld, das ist bei zwei Heranwachsenden dennoch teuer ...
Am 26. Juli wollten wir eigentlich mit Sailaways auf einem Katamaran in See stechen, an drei Orten im Great Barrier Reef schnorcheln gehen. Aber es sollte offensichtlich nicht sein: Sturmwarnung, hohe Wellen, Dauerregen. Auf vorsichtige Nachfrage am Montag am Telefon sagte die Fachfrau fröhlich: Die erste Stunde wird die See etwas rau sein, holt euch dafür am besten was aus der Apotheke - und wir haben den 700 Euro teuren Tagesausflug abgesagt. Schweren Herzens, aber das Wetter am Mittwoch hat uns komplett bestätigt.
Als wir aufwachen, prasselt der tropische Regen. Als wir frühstücken schüttet es aus Kübeln. Es klingelt: Victoria und ein Gärtner stehen in Gummistiefeln vor der Tür, sie müssten mal kurz im Garten arbeiten. Gnadenlos wird der matschige Rasen gemäht und getrimmt. Wir staunen. Danach stehen zwei junge Mädels vor der Tür, die in der Garage einen Schlüssel für eben diesen Gärtner hinterlegen müssen. Wir nicken und staunen weiter. In einer Regenpause gehen wr am 4-Mile-Beach spazieren, nur ein paar Minuten vom Ferienhaus entfernt. Und dort halten wir - gut informiert nach der Krokodiltour - dann doch mal die Zehen ins Wasser.
Am Nachmittag schauen wir von einem Lookout auf die Strand, sehen die dunklen Wolken heraneilen - bis wir in der Innenstadt sind, nieselt es. Als wir unsere Fish&Chips bestellt haben, peitscht der Regen wieder herunter. Noch ein kleiner Bummel durch den Ort (das Kaffee im Buchladen schließt tatsächlich um 15 Uhr, wir fallen auch bei der dritten Australienreise noch darauf rein ....), der wenig historisches, aber viel kulinarisches und noch mehr Nippes zu bieten hat.
Dann gemütlich nach Hause. Das Beachhouse ist wunderbar, schön groß, ziemlich stylisch eingerichtet - nur mit den Details wurde etwas übertrieben. An jeder Ecke steht eine Vase, die purzeln könnte, eine Pflanze hinter der Tür, die man schnell umtritt. Und was genau macht eigentlich der Kaktus zwischen den Handseifen ...?
Louisa und Nicole gehen im Dunkeln (und bei Regen) schwimmen. Danach ein kleines Abendessen und weitere Planung - denn ab morgen sind wir on the road nach Süden.(und eine Sammlung Bilder aus dem Daintree kommt morgen auch nach)
Gegen 9.30 Uhr starten wir in Port Douglas gen Süden. Es regnet. Und gießt. Und nieselt. Der Captain Cook Highway sieht bei trübem Licht komplett anders aus, als bei strahlendem Sonnenschein. Und bis wir in Cairns und durch die Stadt gezuckelt sind, dauert es. Dann hat der Woolworth nichtmal ein Café - aber ein kleiner Stand mit Generator auf dem Parkplatz rettet die Reisegruppe mit diveren Heißgetränken und sehr großen Toasties.
Wir lassen den Paronella-Park (Spanier baut Schlosslandschaft mit verrottem Charme, 1936 eröffnet, heute Touristenmagnet) links liegen - zu viel Eintritt für zu viel Regen. Sämtliche Wasserfälle oder Schluchten melden gleich auf der Startseite Warnungen wegen Niederschlag, Flutwellen und sonstigen Katastrophen. Zum Glück, sonst wären wir verlockt gewesen.
Die Vegetation ist noch Regenwald. Kängurus oder andere Beuteltiere sehen wir leider nur als Opfer von Verkehrsunfällen am Straßenrand liegen. Der Weg führt an Bananenplantagen vorbei und zwischen Zuckerrohrfeldern hindurch. Immer wieder weisen Schilder auf die Gefahr des übermüdeten Fahrens hin, an einem Parkplatz lockt sogar kostenloser Kaffee für Fahrer.
Mittagsstopp in Cardwell, ein Weiler an der Küste. Am Eingang zum etwas verfallenen Regenwaldzentrum sitzt eine betagte Dame mit schwarzen Zehen und offenen Beinen vor einem überquellenden Aschenbecher. Sie ist offensichtlich die zuständige Fachkraft des Tages und teilt vor allem mit, dass die Toiletten geschlossen sind. Gegenüber ist ein Fish&Chips, die Innenräume haben die Anmutung einer verwahrlosten Kinderbetreuung (nur Inventar, keine Kinder), die Sanitärräume sind wüst. Immerhin schmecken die Speisen, die wir schon vor der Sichtung bestellt hatten. Aber auch die übrigen Gäste passen irgendwie in das Bild des Ortes ....
Langsam kommt die Sonne wieder heraus. Am Hinchinbrook Lookout bewundern wir die Sicht auf die Insel (die gegenüber von Cardwell liegt) und die mändernden Flussarme. Wunderschön. Ganz im Kontrast zum Küstenkaff ist Ingham - ein unglaublich schmuckes, herausgeputztes, blitzendes Örtchen. Vielleicht kommt ja Geld durch das Militär herein, das gerade am Ortsende eine Übung abhält und ein sehr sehr großes Lager aufgeschlagen hat.
Noch in Cardwell hatten wir eine Unterkunft für die Nacht in einem Motel in Townsville gebucht. Aber vorher geht es zur Abenddämmerung auf den Castle Hill mitten im Ort. Wir fahren hoch, alle Australier scheinen hoch zu radeln, zu rennen oder zu gehen - es sind sehr viele Fußgänger unterwegs. Aber das wäre heute dann doch zu viel des guten gewesen. Der Blick schweift über die Stadt und bis zum Magnetic Island. Im Cascade Motel begrüßt uns Jeff mit Handschlag. Der Senior war vor kurzem erst mit Kumpels in Italien Radfahren, im Raum Mailand, Bergamo.
Dann streifen wir noch kurz durch die Innenstadt, auf Wunsch von Louisa gibt es Koreanisch. Danach geht es eine Runde ans Meer, auf Wunsch von Kilian laufen wir noch einige der Kunstwerke am Strand ab. Und haben dann für einen Fahrtag doch einiges gesehen. Immerhin knapp 440 Kilometer waren es heute.