Unser erster Urlaub in Griechenland! (Dieses Bild wird übrigens noch ausgetauscht. Quasi ein Platzhalter)
Ab dem späten Nachmittag wird gepackt. Louisa hat Reisefieber und fängt vor Vorfreude fast an zu hyperventilieren. Ihr Koffer ist natürlich vorbildlich gepackt und als erster fertig. Der Teenager hingegen nimmt kaum war, dass um in herum alles surrt. Gegen 21 Uhr ist auch sein Gepäckstück vollendet - mit sanfter Nachhilfe der anderen drei. Der Kofferraum wird beladen, ab 22 Uhr versuchen wir zu schlafen.
Drei schlafen, eine wacht… Und fragt sich, warum sie wiedereinmal nicht einfach in der Rhön wandern gegangen sind. Um 3 Uhr springen wir auf, kurz darauf fahren wir los. 4. 45 Uhr parken wir am Stuttgarter Flughafen ein, am Terminal treffen wir wie vereinbart Clara, Steffi und Simon aus Speyer. Wir sind zufällig in der selben Maschine, den Hoteltipp haben wir ihnen zu verdanken. Diesmal zieht es sie allerdings in den Süden, wir werden irgendwo einen Tag gemeinsam verbringen.
Terminal 4 arbeitet hart daran, dass der Ruf der Schwaben nicht zu gut wird. Ein wunderbares Chaos, weil die Flüge nach Kos und Korfu schnell starten sollen, aber der Schalter leider nicht besetzt ist. Das Arbeitsethos ist der Tageszeit angemessen und wirkt schonmal entschleunigend.
Unser Flug startet etwas später, weil auf der Damentoilette ein besitzerloses Handy gefunden wurde (was wir alle sieben quasi live verfolgt haben). Die überglückliche Besitzerin wurde später in unserer Warteschlange gefunden, wer will denn da drängeln.
Als wir einsteigen, geht die Sonne auf. Die Maschine selbst hat mit ihren sechs Sitzen pro Reihe die Anmutung eines Linienbusses mit Flügeln. Die Tauerskinder nehmen die nervöse Reiseleitung in die Mitte. Louisa drückt ihr kurzerhand Stofftier Hundi in den Arm und jauchzt bei jeder Turbulenz, Kilian streicht ihr sanft über den Arm: Fliegen ist doch toll, Mama. Vor allem Langstrecke und bei Nacht und könnten wir nichtmal wieder nach Singapur…? Nein gerade nicht.
An Bord gibt es gegen Bares ein Hipstergetränk, frisch gebrühter Kaffee, die Bohnen wurden auf einem Hausboot auf der Elbe in Hamburg handgemahlen! Einzeln ausgewählt in Honduras! Spezieller Deckel, nachhaltig und was noch alles - klingt wie ein Witz, schmeckt aber zumindest im letzten Becherdrittel ganz akzeptabel.
Der Blick auf die Alpen ist grandios. Auf speziellen Wunsch einer einzelnen Reisenden wird auch durchgesagt, was man unten gerade sieht: Athen! Später kreuzen wir Santorini und dann landen wir, sagen wir mal, robust, auf Kreta. Da lacht selbst die Stewardess bei der Durchsage.
Kreta empfängt uns mit 27 Grad, strahlender Sonne. Die freundlichen (griechischen) TUI-Menschen, die den Weg zum Bus weisen, bekommen ihre herzliche Begrüßung kaum los, weil die meisten Teutonen schon ihren Namen und ihr Reiseziel bellen müssen, bevor das Gegenüber Luft schnappen kann.
Wir landen im fast leeren Bus Nummer 82 und entschleunigen weiter: Fast fährt er los, dann muss er aus unerfindlichen Gründen doch lange warten. Griechischer Schlager erklingt und wir schweigen entspannt vor uns hin. Als es losgeht, ist die Landschaft um Heraklion erst sehr verbrannt. Doch dann wird es grüner, viele Olivenhaine, Macchia, hübsche Schluchten.
Am Hotel dauert es nur kurz, bis wir vom Gepäckservice zum Apartment gebracht werden. Sehr weitläufige Anlage, die wohl von einer Armada von Gärtnern gepflegt werden muss. Gegen 15 Uhr kehren wir in der hauseigenen Taverne ein, danach geht es eine Runde an den hoteleigenen kleinen Strand. Wirklich hübsch hier, lecker auch. Die Hotelleitung weist in einem Schreiben darauf hin, dass Handtücher, die Liegen blockieren wollen, entfernt werden. Fein.
Die Eltern fallen danach kurz in komatösen Schlaf. Dann lockt das Abendessen am Buffet. Eine kleine, aber leckere Auswahl. Klar, Einbahnstraßenregelungen, Plastikhandschuhe, Maske, aber es stört wirklich garnicht. Louisa schläft fast im Sitzen ein. Und dass wir den Miniclub nicht suchen müssen - das stört uns überhaupt nicht.
Candia Village Park ist einem kleinen griechischen Dorf nachempfunden. Bis hin zu einer Art Kirchturm, zwar ohne Kirche, aber mit pünktlichem Glockenschlag. Und hier sind noch ein paar Bilder.
Alle vier schlafen wunderbar. Am Morgen stellt sich heraus: Wir wohnen direkt an der Dorfstraße, also an dem einen Fahrweg, der um das Dorf herum geht. Mietwagen brummen vorbei, die Putzfrauen unterhalten sich und werden vom Hausmeister hupend begrüßt. Klingt wirklich, als wären wir in einem echten Dorf und ist deshalb garnicht schlimm.
Das Frühstück ist ausgesprochen lecker und abwechslungsreich. Danach überzeugt uns Louisa nachhaltig, dass wir erstmal an den Strand gehen. Dort blubbern gerade die Taucher unter Wasser, die ersten Familien sichern sich Tretboote und wir bekommen sogar noch Liegen unter den Pinien.
Das Wasser hat 23 Grad und ist ganz klar, Fischlein schwimmen herum. Ein schuppiger Geselle ist jedoch eher zu meiden: Als sich angelnde Jungs gerade über ihren Fang freuen, saßen gleich alle Griechen der Umgebung heran: Giftig, Finger weg. Aber wir hatten auch nicht vor, die Fische direkt zu streicheln.
Beim Frühstück hat der Nachwuchs schon zu gelangt, als gäbe es kein Morgen. Aber pünktlich zur Mittagszeit: Hunger! Wie gut, dass auch die Strandbar eine Karte hat…
Gegen 15 Uhr wird es aber dann mal Zeit, die Umgebung zu erkunden. Die Reisegruppe ist Burger–und Meersatt und kommt bereitwillig mit. Der Fußweg nach Agios Nikolaos ist einfach zirka 4 Kilometer lang, auf dem Gehweg neben einer Straße, die zum Glück wenig frequentiert ist.
Viele Bauruinen und verwilderte Grundstücke, aber auch nette kleine Tavernen, große Luxushotel und kleine Läden mit Sonnencreme und Wasser. Bei knapp 30 Grad sind wir die einzigen Fußgänger und werden von Taxifahrer mit hoffnungsvollem Hupen gegrüßt. Aber nichts gibt’s - dieses Buffet muss auch wieder abgearbeitet werden und zumindest auf dem Hinweg spielt der Klumpknöchel brav mit.
Agios Nikolaos selbst ist ein Weiler, der inzwischen ein Touristenort ist. Allerdings von der verträglichen Sorte, sieht man von den Werbeansprechern vor einigen Restaurants ab. Ein wirklich nettes Örtchen, Hauptsehenswürdigkeit ist ein ehemaliger Binnensee, der inzwischen Meerzugang hat.
Angeblich ist der Schlund unermesslich tief (tatsächlich wohl 64 Meter), vielleicht gibt es eine unterirdische Verbindung zur Insel Santorini. In jedem Fall gibt es viele Fische und einen angenehm schattigen Weg am Ufer. Eine steile Truppe führt die Felswand hinauf, von oben gibt es gute Sicht.
Eine kleine Einkehr in der Taverne Gioma Meze, mit Zucchine und Austernpilzen. Sehr fein, sehr günstig, sagenhafte Sicht. Danach bummeln wir nach Hause. Vor einer geschlossenen Kirche sucht sogar eine in schwarz gekleidete alte Dame das Gespräch - doch, ein sehr schöner erster Eindruck.
Zurück in der Anlage finden wir erst einen Zettel im Zimmer vor, dann klingelt das historische Telefon: Unser Mietwagen steht schon da! Und nach dem Abendessen hat sich auch der Magen von Gerald wieder beruhigt und wir fallen alle wieder sehr müde ins Bett.
… Und hier sind noch ein paar Bilder mehr
Der erste Ausflug führt uns nicht weit weg: Das Dorf Kritsá liegt nur etwa 15 Minuten Fahrt entfernt. Dort steht die über 600 Jahre alte Kirche Panagia I Kerá - und weil die nur bis 15 Uhr geöffnet hat, ziehen wir gleich nach dem (späten) Frühstück los.
Normalerweise ist der Ort ein Touristenmagnet, doch wir haben die Kirche zusammen mit einem 80-jährigen deutsch-niederländischen Ehepaar für uns alleine. Da es eine Menge zu sehen gibt, verweilen wir ziemlich lange. Der Nachwuchs erträgt es tapfer, schließlich sind die Fresken wirklich spannend. Da hätten wir die abgeschlagenen Köpfe der Kinder der Ruth, Jesus im Badezuber, ein Josef, der nicht glauben mag, dass am dicken Bauch von Maria ein Engel schuld haben soll… Und wir wussten vorher tatsächlich nicht, dass die Eltern von Maria die Namen Anna und Joachim (!) tragen.
Die Farben sollen in all ihrer Pracht noch im Original erhalten sein, erklärt die Dame an der Kasse (nach der Impfzertifikatkontrolle). Wir sind erstaunt, wie frei wir uns bewegen können und - theoretisch! - alles berühren könnten, was wir natürlich nicht tun.
Danach plaudern wir noch eine Weile mit dem Ehepaar und bestimmen den prächtigen Baum: Ein Johannisbrotbaum!
Auch wenn es wirklich heiß ist, ziehen wir direkt weiter zur antiken Siedlung Lató aus dem 7. Jahrhundert vor Christus auf einem Bergsattel über dem Dorf. Bei den Ausgrabungen wurde dort Reste der Agora, des alten Marktplatzes, und des Handwerkerviertels sowie vieles mehr gefunden.
Das könnte man wunderbar museumspädagogisch aufarbeiten - muss man aber nicht. Ein paar Tafeln stehen herum, der Rest erschließt sich aus dem Reiseführer. Wirklich schade, denn dort gäbe es bestimmt spannende Geschichten zu erzählen.
Spannung haben wir indes auch so genug: Auf einmal ertönt ein unglaublich lauter Donner. Zeus hat sich vernehmlich geräuspert und ein dickes Gewitter angekündigt. Louisa (unpassendes Schuhwerk) und Nicole (Klumpknöchel) sausen möglichst zügig den steinigen Weg zum Ausgang, die Jungs lassen sich Zeit. Weitere Donner, in der Ferne schon kräftiger Regen und am Himmel kreisen sehr große Vögel, wahlweise Adler oder Geier. Kaum sitzen wir im Auto prasselt der Regen.
In einem Dörfchen namens Exo Lakkonia fernab der Touristenrouten, steuern wir die Taverna Stavrokakis an. Platz ist nur noch drinnen, draußen sind lange Tische gedeckt. Kurze Frage nach dem Imfpstatus, dann dürfen wir bestellen. Es gibt kleine Häppchen, griechische Limo, später ein einheimisches Bier. Als Geschenk Süßkram für die Kinder - und als Nicole zahlen will, die hektische Deutsche, eine Überraschung: Natürlich wird auch noch für die Eltern ein Nachtisch auf den Tisch gestellt, plus ein kleines Fläschchen Hochprozentiges. Wir sind von der Gastfreundschaft überwältigt, draußen trudeln derweil deutsche Radler ein, die ebenfalls reich bewirtet werden.
Noch eine Runde durch das Dorf mit einigen verfallenen Häusern und wir zuckeln zurück zum Hotel. Louisa und Nicole gehen ins Meer, Vater und Sohn ins Netz. Zum Abendessen gibt es landestypische Musik und Tanzeinlagen, beides durchaus gelungen und interessant (mal ganz ehrlich: den Maori-Tanz Haka im Museum in Neuseeland anzusehen ist im Kern nichts anderes).
Und hier noch mehr Fotos aus der Kirche, von den Ausgrabungen und vom restlichen Tag.
Nach einer schlechten Nacht (schlaflose Tochter) kommt die Reisegruppe erst gegen 11. 30 Uhr in Gang. Es nieselt. Wir zuckeln ohne Absprache los, mal in Richtung Heraklion und dann mal sehen.
Der Mietwagen zeigt beharrlich als Außentemperatur minus 40 Grad an. Entsprechend verwirrt reagiert die Klimaanlage und heizt wild vor sich hin. Langsam dämmert uns, warum 17 Grad als feste Grundeinstellung eingeben sind… Auch die Fensterheber führen ein lustiges Eigenleben.
Gegen 12. 30 Uhr erreicht uns einen Nachricht von Steffi, die mit Familie in Vai (Palmenstrand) ganz im Osten schnorchelt: Der Meeresboden hat gebebt! Eine kurze Recherche auf der Rückbank ergibt: 6, 3. Spürbar offensichtlich überall, außer in unserem Auto, das gerade unterwegs war. Später erfahren wir, dass auch die Ferienanlage gewackelt hat. Und es fühlt sich irgendwie seltsam an, ein schweres Erdbeben einfach so verpasst zu haben…
In Heraklion stehen wir im Stau, langsam wird es Zeit für Raubtierfütterung. Als wir an Knossos vorbeirollen, vergeht uns jedoch der Appetit: Touristenbusse, endlose Warteschlangen - wir fahren weiter.
In der Nähe gibt es ein venezianisches Aquädukt, direkt dahinter eine kleine Kirche, die der heiligen Irene gewidmet ist. Und außer uns ist dort kein Mensch.
Wir verweilen uns. Kerzen werden angezündet. Tui informiert uns per SMS, dass wir in einer Erdbebenregion urlauben , was uns durchaus beeindruckt, Zeus grummelt wieder vor sich hin und hunderte Vögel kreisen auf einmal in der Luft.
Als wir ins Auto steigen, fängt es an zu tröpfeln. Wir meiden den Stau in Heraklion und zuckeln durch Dörfer. Lauschig, aber die Tavernen haben gegen 14 Uhr alle zu. Es schüttet. Google maps verspricht eine Einkehr am Meer…. Vor Ort viel Sand, aber kein wirklicher Strand. Ein ehemaliges Restaurant und Flugzeuge in Nahaufnahme, denn wir sind direkt neben der Landebahn.
Auge in Auge mit einer Ryanair-Maschine müssen wir über den verkorksten Tag nur noch lachen. Und steuern die Autobahn an, da war doch eine Kirche samt Taverne auf dem Weg…
Eine Art Sandwichbar neben dem Kloster Moní Agíou Georgíou Selinári versorgt un gegen 15 Uhr mit einer Art Mittagessen. Die Kellnerin schließt uns schnell ins Herz, spätestens als wir den Vergleich von Espresso und Griechischem Kaffee bestellen (beides lecker, nur auf unterschiedliche Weise). Der kleine Laden hat eine sehr gute Kaffeemaschine! Eine Busladung Touristen geht kurz zum Kloster und kommt dann wieder zurück. Unser Moment ist gekommen. Es gibt zwar “nur” eine Kapelle zu sehen, der Großteil des Klosters ist nicht zugänglich. Aber die Atmosphäre ist einzigartig und versöhnt uns mit dem Tag.
Noch ein Abstecher zum Lidl. Louisa und Nicole gehen auf einen Cocktail an den Strand - und der Tag ist unfallfrei überstanden.
Noch ein paar Bilder
Ein Tagesausflug auf die Lasithi-Hochebene, auf besonderen Wunsch von Gerald. In den kommenden Tagen wird es dort oben ungemütlich, deshalb ist jetzt noch ein guter Termin. Der BMW zeigt beharrlich eine Außentemperatur von minus 40 Grad an, aber wir zuckeln gemütlich auf der Old Road mit geöffneten Fenstern gen Ebene, aus dem Radio dudeln griechische Klänge.
Wir kommen an der Taverne des “geschäftstüchtigen Manolis Farsaris” vorbei wie der Reiseführer beschreibt. Tatsächlich hat Manolis F hier entlang der Straße ein fantasievolles kleines Reich samt Café, Nippesladen, kleinem Museum und vielen originellen Ideen geschaffen. Und steht auch direkt mit deutschem Infomaterial neben Nicole, die gerade fotografiert. Wir versprechen, auf dem Rückweg einzukehren und eisen uns los. “Lasst euch Zeit, die Höhle ist sowieso geschlossen”, ruft er uns noch nach.
Der nächste Stopp ist das Kirchlein St. Nikita, das stimmungsvoll in der Herbstsonne liegt. Wir finden zwar nirgendwo Informationen darüber, aber der große Festbereich mit langer Tafel und Grills weist darauf hin, dass dort wohl oft gefeiert wird. Weiter geht es durch kleine Dörflein, betagte Frauen in Schwarz schwenken Honiggläser und winken uns zu - wir fahren schmunzelnd und leicht angegruselt weiter.
Auf der Ebene befinden sich 21 kleine Dörfer, die meisten liegen an der Straße entlang. Hauptsehenswürdigkeit ist die Höhle von Psichro, in der Zeus geboren worden sein soll. Wir hatten sowieso schon diskutiert, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet jetzt in eine Höhle zu gehen. Aber diese Entscheidung wurde uns ja zum Glück abgenommen.
Den Parkplatz steuern wir trotzdem an und stellen fest: Normalerweise muss hier die Hölle los sein! Auf dem steilen Fußweg geht es über eine Strecke von einem Kilometer nach oben, normalerweise kann man sich auch von Maultieren tragen lassen. Deren Äpfel und die Zigarettenstumpfe der Führer sind aber noch neben dem Weg zu sehen.
Der Zugang zur Höhle ist versperrt, wegen des Bebens. Auf die Nachfrage, ob die Höhle oft gesperrt wird, schließlich bebt es ja häufiger, gibt es einen sehr ernsten Blick von der Wachfrau, die schon einen dicken Anorak trägt. Nein, das sei das stärkste Beben gewesen, das sie je erlebt habe… Die Reiseleitung dankt ihr ausdrücklich für die Sperrung und genießt danach mit der Reisegruppe die wirklich spektakuläre Sicht.
Es ist Raubtierfütterungszeit! Doch dann ist die eine Taverne zu leer, die andere zu voll (Reisebus) und auf einmal entdeckt die Reiseleitung, dass da noch ein Kloster noch fast auf dem Weg liegt… Da dieses aber um 15 Uhr schließt, müssen wir erst ins Kloster, dann essen. Zum Glück haben wir ausreichend Wasser und Cracker dabei.
Das Kloster Kera Kardiotissa bietet immerhin eine spannende Geschichte: Die Marienikone war schon mehrfach entführt worden, unter anderem nach Konstantinopel. Doch sie kehrte immer wieder zurück, sogar, als sie an eine Marmorsäule gekettet war. Die flugfähige Säule ist jetzt im Hof zu bewundern, Ikone und Kette im Inneren.
Danach noch ein Abstecher zu ehemaligen Windmühlen, weil am Wegesrand. Und wir kehren in einer Taverne an der Kreuzung ein. Bodenständige Küchen, unspektakulär, auch kein Raki oder so danach, aber eine sehr nette Wirtin. Auf dem Rückweg machen wir tatsächlich Halt beim Geschäftstüchtigen, Kaffees und Orangensaft kosten satte 17 Euro, aber wir helfen ja gerne, sein Projekt zu finanzieren. Sehr kreativ, sehr nett und irgendwie könnte man sich einen Film zu dem Mann vorstellen. Erst gegen 18 Uhr trudeln wir ermattet wieder in der Anlage ein.
Achja, während wir unterwegs waren gab es ein Beben der Stärke 2 auf der Ebene. Davon haben wir wirklich nichts gespürt.
Hier sind noch ein paar Bilder.
Ierapetra ist die südlichste und sonnigste Stadt Europas. Während wir einen Parkplatz suchen, nieselt es… Dabei wäre ein schöner Zwischenstopp bei einer Eselrettungsstation in den Bergen gewesen. Aber da Alistair leider nicht an das Telefon ging und auch nicht zurückrief, ging es direkt nach Ierapetra.
Die 26.000 - Einwohner-Stadt ist abgesehen von der Uferpromenade erfrischend untouristisch. Das venezianische Kastell ist gerade wegen Einsturzgefahr gesperrt (Erdbebenschäden, aber nicht erst seit zwei Wochen), das türkische Viertel sehr hübsch. Ansonsten kleine Gässchen und echtes griechisches Leben: Omas stricken hinter geöffneten Türen, die einen Einblick in die Häuser geben. Alte Männer sitzen zusammen und trinken Kaffee. Oder halten ein Nickerchen. Wie übrigens schon gestern in den Dörfern der Lasithi-Hochebene. Bildmaterial gibt es aus naheliegenden Gründen nicht: Mit einer echten Kamera, Blickontakt etc ginge da bestimmt was. Mit einem gezückten Smartphone eher nicht.
Kleine Geschäfte, zwischendurch mal ein schickes Café und irgendwie sind alle Eltern au der Welt wohl gleich: Sie ballen sich vor der Grundschule, um die Kleinen abzuholen. Und die gestrenge Schulleiterin weist hektisch auf den Abstand hin. Anders als bei uns werden die Schulkinder allerdings oft mit Moped und ohne Helm oder mit Gemüselaster und ohne Gurt abgeholt.
Der Rest der Bande weiß diese tiefen Einblicke in den griechischen Alltag natürlich wieder nicht zu würdigen: Louisa ist hungrig und zetert über die Stadt, die blöden Eltern und vor allem den unmöglichen Bruder. Der Teenager ist kurz vor dem Hungertod. Gerald hat Rücken.
Wie gut, dass wir um 14 Uhr mit Clara, Steffi und Simon verabredet sind. Der Ort der Wahl: Koutsounari, mit drei Kilometer Strandlinie. Wir treffen uns in der Taverne Psaropoula, ein Tipp aus dem Reiseführer, die auch kostenlose Liegen anbietet.
Erst ein leckeres Essen, dann ein gemütlicher Nachmittag am Meer. Clara, Steffi und Louisa springen sogar in die hohen Wellen. Im Hintergrund türmen sich schon Gewitterwolken auf. Irgendwann donnert und blitzt es. Zum Abschluss gibt es noch Kaffee in der Taverne. Als wir ins Auto steigen, fängt es an zu schütten.
In Agios Nikolaos ist der große Regen schon vorbei. Auf den Straßen sehen wir, dass es wirklich geschüttet haben muss. Dafür können wir nach dem Essen noch lange Wetterleuchten beobachten.
Und hier sind noch ein paar Bilder von heute.
Die Nacht war nicht so gut. Erst eine Naturgewalt namens Louisa, danach ein wirklich krachend lautes Gewitter mit sehr viel Regen. Vermutlich waren alle wach, denn als wir zum späten Frühstück schleichen, ist die Schlange an Menschen mit zerknittertem Gesicht lang. Die Kellner haben viel zu tun, denn ein Großteil der Stühle mit Strohsitz sind durchgeweicht und warten in der Sonne auf Trocknung.
Gegen 11. 30 Uhr zuckeln wir los, zum Amazonas Park in der Nähe von Neapolis, etwa 25 Minuten Fahrt. Drei junge Männer aus Luxemburg haben den Park 2011 gegründet. Dort finden Tiere ein Zuhause, die wahlweise beim Zoll beschlagnahmt wurden oder in schlechter Haltung leben mussten. Der Eintritt ist satt, aber man zahlt ihn gerne. Wir kommen pünktlich zur Fütterung von kleinen Äffchen. Da Gerald aber gelesen hat, dass die sowieso immer satt sind, wird kein Futter gekauft - ein kleines Mädchen leidet und das sicher nicht still. Tatsächlich picken sich die kleine Äffchen zielsicher heraus, was ihnen um diese Uhrzeit noch schmeckt - der Salat landet gleich auf dem Boden, Bananen gehen schon besser. Und Louisa bekommt auch noch von einem Hünen dessen Becher geschenkt, weil sein kleiner Nachwuchs Angst hat.
Die Gemüsereste bekommen später die Ziegen. Danach sind fast alle anderen Besucher schnell verschwunden. Doch wir schlendern noch lange durch die sehr gepflegte und sehr idyllische Anlage, die Steil am Hang liegt. Und in der noch viele exotische Vögel leben, die wir alle einzeln begrüßen. Und die Schildkröten und weiteren Affen natürlich auch…
Als wir das Gelände verlassen, warten die nächsten Vögel, aber in freier Wildbahn: Über zwanzig Gänsegeier ziehen über unseren Köpfen ihre Kreise. Und wir verweilen wieder.
Dabei haben wir die Fütterungszeiten der Raubtiere auf der Rückbank etwas verstreichen lassen. Dort regt sich großer Widerstand gegen die Pläne der Reiseleitung, mal geschwind mit dem Boot zur ehemaligen Leprakolonie Spinalonga zu fahren. Zur allgemeinen Besänftigung geht es erstmal zum Küstenort Elounda, von dort würden wir losfahren. Aber erstmal geht es ans Ende der Lagune, in einen Tavernen-Tipp aus dem Reiseführer. Sagenhafte Lage! Der Wind peitscht inzwischen und selbst der Reiseleitung kommen Zweifel: Ist das der Moment, um auf eine leere Insel überzusetzen? Vor allem, wenn man selbst so leicht seekrank wird … Wir kehren also lange und feudal ein. Die Eltern schwelgen ob der Lage in Erinnerungen an Südafrika und Australien. Wunderschön.
Wir spazieren noch eine Weile an der Lagune und fahren dann so rechtzeitig zurück, dass noch eine Runde Pool drin ist. Abends stellen wir dann fest, dass die Anlage noch deutlich länger ist, als wir dachten - also sind sogar echte Spaziergänge drin. Seltsamerweise sind wir am Meer abends stets alleine. Aber deshalb sind wir doch hier…
Und hier sind noch ein paar Bilder.