Australien, die Dritte. Wir sind früh am Flughafen, denn bei gleicher Flugzeit war vor 5 Jahren die Hölle los. Also kurz Oma und Opa drücken und ab zur Grenzkontrolle. Keine Warteschlange und die Schulbefreiung will diesmal auch niemand sehen. Auf dem Weg zum Sicherheitscheck haben wir komplett freie Bahn, ein freundlicher Sicherheitsbeamter informiert uns, dass an der erste Prüfstelle dank neuer Technik jetzt sogar Wasserflaschen erlaubt sind. Und schwups sind wir am Gate 52 und haben noch zweieinhalb Stunden Zeit. Doch nach der engen Taktung der letzten Wochen ist dieser leere Zeit einfach nur wohltuend.
Da wir auf der Boeing 747 gebucht sind, fliegen wir ab Terminal Z - eine ziemlich schicke Umgebung. Wir bummeln zum Stillen Raum, sichten die Wellness-Sitzecken, die Gaming-Bereiche, freuen uns über kostenlose Printprodukte ... dann parken Limousinen an der 747 und wir raten, ob unter den meist asiatischen Menschen, die da aussteigen, vielleicht irgendwelche Promis sind, da sie direkt zur ersten Klasse geleitet werden.
Die Zeit verfliegt bis zur geplanten Abflugszeit. Dann verschiebt sich alles, weil es leere Plätze gibt, die per Warteliste vergeben werden. Also sammeln sich viele Hoffnungsvolle und es dauert - bis der Flieger mit gut 400 Menschen knallvoll ist.
Statt um 21.55 rollen wir gegen 22.30 auf die Startbahn. Abendessen gibt es gegen 1 Uhr. Wir sind umzingelt von Familien mit Babys, dennoch wird es unser bislang ruhigster Langstreckenflug. Alle vier schlafen zumindest zwischendurch tief und fest. Die Reiseleitung hatte einer Stewardess ihre Flugangst anvertraut und wird von der freundlichen Dame, die lange Jahre von Würzburg aus zur Arbeit nach Frankfurt gependelt ist, bei jeder Runde mit Weißwein versorgt. Und es gibt quasi keine Turbulenzen. Selten gingen 12 Stunden so entspannt vorbei.
Die Damen vom Lufthansa-Team mühen sich ja redlich. Aber von Singapore Airlines, mit einem mehrseitigen Menü und feuchten Tüchern nach einer durchflogenen Nacht ist der Service meilenweit entfernt. Zum Frühstück gibt es alternativloses belegtes Roggenmischbrot. Punkt. (Codesharing heißt das Zauberwort, Lufthansa fliegt quasi im Auftrag)
Der Landeanflug über Indonesien und Kuala Lumpur entschädigt allerdings komplett. Der Changi Airport ist wunderbar wie immer. Dankenswerterweise erinnern große Schilder daran, dass man sich für die Einreise registrieren muss - ups, das frisst noch etwas Zeit. Über die Grenze geht es dann dennoch nur mit Fingerabdruck und Gesichtsscan.
Unser Taxifahrer vom indischen Subkontinent könnte als Werbeträger für Singapur arbeiten: so sauber, so sicher, so organisiert, unfassbar hier. Höflich sehen wir davon ab, über die komplette Überwachung etc zu diskutieren - dafür sind wir zu glücklich, schon zum vierten Mal wieder hier zu sein. Gerade laufen die Übungen für den Nationalfeiertag, Straßen sind gesperrt und Militärjets und schwere Helikopter donnern über uns hinweg und üben Formation.
Beim YMCA wurde unser Zimmer auf Junior Suite hochgestuft und Kilian hat vom Bett aus sogar freien Blick auf das "Schiff" in Marina Bay Sands. Das fängt ziemlich gut an.
Ziemlich ausgehungert gehen wir in einem Foodcourt direkt um die Ecke essen, Tipp vom Taxifahrer. Erst eher pakistanisch, dann (vermutlich) chinesisch, wobei da die Auswahl schon eingeschränkt ist, weil die Stände um 21 Uhr schließen.
Danach bummeln wir ziellos durch das Viertel, kommen an verschiedenen Tempeln vorbei, der Markt hat schon geschlossen. Alle noch einmal unter die Dusche und dann gegen Mitternacht Ortszeit ins Bett - das ist 18 Uhr deutsche Zeit. Gute Nacht.
Noch eine kleine Bildersammlung
Wir schlafen tief und fest. Ab 8.30 Uhr sind zumindest die Eltern wach und der Blick auf die Straße bietet bestes Kino. Ein Senior hütet den Parkplatz des benachbarten National Museum und nimmt mit wirklich jedem Verkehrsteilnehmer per freundlichen Winkzeichen Kontakt auf. Frühstück gibt es im vierten Stock in der Social Kitchen, das Sozialprojekt hat das frühere Buffet abgelöst. Wir unterstützen gerne, auch wenn sowohl Auswahl als auch Menge auf dem Teller übersichtlich sind. Im Hintergrund läuft ein Gottesdienst mit Gitarrenbegleitung (wir sind ja beim YMCA/CVJM), immer mehr züchtig gekleidete Damen stehen schon für das nächste kirchliche Event an.
Danach spazieren wir durch den Fort Canning Hill Park, der fast direkt hinter dem YMCA liegt. Es hat 29 Grad, die sich wie 37 anfühlen, die Luftfeuchtigkeit ist beachtlich. Die Geschichte des Parks ist militärisch, mittendrin ist immernoch eine kleinen Sperrzone. Und es wächst so ziemlich alles das in freier Natur, was es in Deutschland als Topfpflanze gibt. Die Geräuschkulisse ist großartig, unser Favorit ist ein Vogel, der wie eine Alarmanlage klingt. Große Schaukeln stehen herum und wirken sehr historisch. Besonders auffallend ist jedoch, dass an jeder Ecke gepicknickt wird, fast ausnahmslos mit pinken Plastikfolien unterlegt. Indische Pärchen, chinesische Frauengruppen, ... es ist richtig viel los. Und alle haben sehr sehr viel Essen dabei, meist sauber in Böxchen gestapelt.
Soweit ist alles noch gut. Aber entlang des Singapur River sind keine Einheimischen mehr in Sicht, die Sonne knallt, die Stimmung sinkt. Nicht mal die Schlangenbeschwörer lassen sich bei der Raffles-Statue blicken. Bevor wir zum Wahrzeichen, dem Merlion (halb Löwe, halb Meerjungfrau) kommen, stürmen wir also einen Laden. Nach literweise Kühlgetränken und ein paar Chips ist die Reisegruppe wieder bereit. In der Zwischenzeit wird die Reiseleitung von zwei Studentinnen zum Thema Reiseplanung (!!) interviewt, ein großer Spaß.
Großer Trubel beim Merlion, über die Jubilee-Brücke geht es an dem Verstanstaltungsort vorbei, der der Stinkefrucht Durian ähnelt, am Wasser entlang und dann über die Helix Bridge zum Arts and Science Museum. Das ist für heute zwar leider ausgebucht, aber das Café rettet uns doch etwas Jetlaggeplagte. Kaffee und Kuchen, dann noch ein Bummel durch das Shoppingparadies (oder die Konsumhölle, je nach Tageslaune) und es geht zurück ins YMCA für ein Nickerchen.
Louisa und Nicole huschen kurz zum Pool, in dem gerade ein Kleinstkindschwimmkurs zu beobachten ist. Dann geht es zum Abendessen zurück ins Marina Bay Sands, im dortigen Foodcourt hatte wir schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Frisch bereitete Speisen aus vielen Regionen Asiens, meist recht günstig. Aber nichts für einen Sonntagabend ... mit mindestens 1000 anderen Menschen sind wir im Wettstreit um einen Sitzplatz. Erst essen wir im Stehen, dann wechselnd im Sitzen. Auch wenn es wieder lecker schmeckt: Entspannt ist das nicht. Und es dauert so lange, dass wir es leider auch nicht mehr in die Gewächshäuser schaffen - aber wir haben ja noch zwei Tage.
Ein Bummel in die Gardens of the Bay, um 20.45 ist dort unter den großen künstlichen Bäumen die alltägliche, kostenlose Lichtshow. 2018 zu europäischer Klassik, diesmal zu amerikanischen Musicals. Knallbunt, superkitschig, sehr unterhaltsam. Wir lassen uns etwas treiben, suchen und finden am Fluss noch eine Bar für einen Absacker. Andere Gäste verfolgen mit sehr viel Sympathien das Wimbeldon-Finale. Wir sind erst weit nach Mitternacht auf dem Zimmer.
Eine kleine Bildersammlung aus dem Konsumtempel.
...und noch eine kleine Bildersammlung vom restlichen Tag
Achtung, Tumblr hat irgendwie seine Politik geändert. Wenn man sich nicht anmelden kann oder will, sollte es immerhin klappen, immer den aktuellen Tag zu lesen. Bis zur nächsten Reise suchen wir uns was anderes. Aber jetzt sind wir erstmal unterweg
Montag, 17. Juli 2023Nachdem wir viel zu spät ins Bett sind, starten wir entsprechend später in den Tag. Frühstück gibt es diesmal ums Eck bei Starbucks, kostet genauso viel wie im Sozialprojekt, ist aber deutlich größer. Danach steuern wir die Gardens of the Bay mit ihren Klimahallen an.
Zunächst den Flower Dome, mit mediterranem Klima. Draußen steht nach einem tropischen Schauer die Luft, drinnen fröstelt uns fast. Australische und afrikanische Pflanzen, Sukkulenten, alles spannend zu sehen. Derzeit gibt es zudem eine Sonderschau mit ... europäischen Pflanzen, vor allem Rosen. In der Mitte süditalienische Trulli-Häuschen, gesponsort von der italienischen Tourismusbehörde, dazu dudelt im Hintergrund eine Mandoline südeuropäische Schnulzen. Das mutet dann doch etwas schräg an - auch wenn es für die heimischen Besucher natürlich wunderbar exotisch ist.
Kurzer Snack am Kiosk, danach ziehen wir weiter in den "Cloud Forest" mit Pflanzen, die sonst zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe zu finden sind. Empfangen wird man von einem 35 Meter hohen künstlichen Berg samt Wasserfall, der im Innernen allerdings anmutet wie eine Tiefgarage aus Beton. Neueste Attraktion ist die Avatar Experience, nach dem gleichnamigen Kinofilm. An manchen Stellen passen die blauen Wesen ganz gut. Aber wenn man dann mit viel tam-tam Fotos mit einem Plastikdrachenküken machen darf, das von seinem Herrchen auf dem Arm gehalten wird ... wir stehen da und staunen. Aber insgesamt mit atemberaubender Aussicht, vielen bekannten und unbekannten Pflanzen und die Zeit verfliegt. Kurz vor 14 Uhr, der Misting Time, wenn der Wasserdunst nebelt, will die Reiseleitung schnell zurück zum Wasserfall - und scheitert: Es ist nur one-way vorgesehen ...
Bei einsetzendem Niesel bummel wir zurück zum Einkaufszentrum und wagen noch einmal den Foodcourt. Diesmal viel entspannter mit Sitzplatz und eher japanischen Speisen. Danach auf eine Tasse Kaffee (okay, und etwas Kuchen...) in das Museum - und wir bekommen doch noch kurzfristig Karten für die Future World Ausstellung um 17.15.
Die Zeit vertreiben wir uns unter anderem im Applestore, die Eltern haben inzwischen wieder wirklich genug vom sinnlosen Luxuskaufhaus gesehen, aber die Tochter ist nachhaltig fasziniert.
Die Ausstellung im Arts and Science Museum erinnert uns sehr an eine Show von Toshiba, die wir 2018 in Sydney gesehen haben. Äußerst ästhetisch, Bilder von Wasserfällen, die sich teilen, wenn man sich an die Wand stellt, gemalte Bilder, die zum Leben erwachen .. wieviel davon jetzt Kunst und wieviel Wissenschaft ist, sei jetzt mal dahingestellt, es ist in jedem Fall ein großer Spaß.
Danach wollen wir noch zum Sonnenuntergang auf das Deck des "Schiffes", den öffentlich zugänglichen Teil des Hotels. Aber ohne Vorbuchung geht inzwischen nicht mehr viel und entsprechend zieht eine große Reisegruppe an uns vorbei. Nach 9 Stunden unterwegs sind wir langsam auch etwas ermattet.
Direkt ums Eck von unserem YMCA befindet sich ein Sternekoch. Genauer: Ein Streetfood-Stand mit einem Michelin-Stern. Ja, das gibt es. Für sagenhaft wenig Geld essen wir sehr lecker zu Abend. Danach geht es noch zu einem koreanischen Imbiss, Louisa soll auf Tipp ihrer japanischen Freundin hin Corndogs (Frittiertes) versuchen. Wir finden eine sehr coole, sehr koreanische Ecke mit Supermarkt, Skatergruppe und eben den kleinen Laden Street K. Auch das sehr lecker. Und endlich weit weg vom Luxusshopping.
Drei von vier gehen noch eine Runde auf dem Dach schwimmen. Das ist doch echter Luxus: Mit dem Blick auf die Dächer von Singapur alleine im Pool noch ein paar Bahnen ziehen ...
Noch ein paar Bilder aus den großen Gewächshäusern.
...und das war auch noch.
Wir wachen vom Gewitter auf, draußen prasselt der Regen. Vermutlich der tägliche kleine Schauer, von dem der Taxifahrer gesprochen hat. Also Wasserkocher anwerfen, Kaffee und Tee (steht beides in Beutelchen bereit, wie immer hier und in Australien) aufgießen und mit Blick auf die Straße am großen Fenster etwas vorfrühstücken. So könnte es echt bleiben ... homeoffice mit Blick aufs Nationalmuseum wirkt wie eine sehr verlockende Option.
Danach hat die Reiseleitung das Viertel Tiong Bahru auf die Tagesordnung gesetzt. Erbaut in den 1930ern im Stil des Art Deco, kleine Läden ... Wir folgen dem Rat von Google Maps, steigen in den Bus 74. Doch als wir den Busfahrer fragen, wann wir aussteigen müssen ... wird der chinesische Senior hektisch. Falsche Linie, schnell umsteigen. Ein weiterer chinesischer Senior stimmt ein. Allerdings ist deren Englisch selbst mit abgeschlossenem Anglistikstudium wirklich knackig, dass sie durcheinander reden, macht es nicht besser ... Wir steigen also aus, wechseln in den Bus 123, steigen wieder aus und stapfen an einer Einfallstraße entlang. Das Wetter ist nicht mehr so heiß, aber dampfig. Die Gegend ist, nunja, nicht mehr das superschicke Marina Bay Sands Umfeld. Die Reisegruppe ist hinsichtlich der Orientierung der Reiseleitung Kummer gewohnt und Kilian weist am Ziel auch nur zweimal darauf hin, dass da wirklich direkt eine Metro gewesen wäre....
Als Entschädigung gibt es superleckeres Frühstück in der Tiong Bahru Bakery, in den 1990ern von einem französischen Koch gegründet und inzwischen ein lokales Imperium. Es wird übrigens Bubblegum-Seife verkauft, die verboten gut riecht ... (In Singapur sind Kaugummis bei Strafe verboten. Sauberkeit und so). Danach streifen wir durch das wirklich hübsche Viertel, die Reiseleitung jubiliert. Gerald schwitzt und der Nachwuchs ist für die Feinheiten der Architektur gerade auch nicht zu begeistern. Doch dann stoßen wir nach dem Tipp einer Deutschen ("einmal um den Pudding gehen") auf einen kleinen Laden, in dem sonst Katze Sokrates umherstreift, die aber gerade ein Nickerchen hält. Da noch viel Bargeld übrig ist, shoppen sich Nicole und Louisa fest.
Schließlich ist so viel Zeit vergangen, dass es Zeit fürs Mittagessen wird: Der Hawker-Center in Tiong Bahru soll einer der besten der Stadt sein. Wir sind wohl die einzigen Europäer, finden aber den im Reiseführer empfohlenen Stand mit langer Schlange. Danach wagt Nicole noch einen etwas ranzig aussehenden Stand, ebenfalls mit Schlange, freundlicher Beratung durch die Damen vor ihr und einem Michelin-Stern. Leckere Schlonze mit Meeresfrüchten, der Rest hält sich an Reis und knusprig Gebackenes.
Kurz aufs Zimmer. Nickerchen, Schwimmen, Kofffer-vor-packen, Chillen. Kleinen Gecko auf dem Bett einfangen und aus dem Fenster bugsieren.
Dann geht es wieder los: Die Reiseleitung hat auf einer Instaseite einen Tipp für eine secret restaurant gefunden, ein verstecktes Diner. Inzwischen haben Gerald und Kilian die Navigation übernommen. Erst Metro, dann zu Fuß durch ein zauberhaftes Viertel mit kleinen Häusern. Hinter einem Bankautomaten verbirgt sich "The Bank", ein gehobener Burgerladen, alle Tische ausgebucht. Aber da wir früh dran sind, finden wir noch ein Plätzchen. Es dudeln die größten Hits der 80er, die Burger sind lecker, ein schöner Abschluss.
Danach wollen wir eigentlich in eine Rooftop-Bar. Zu Fuß kreuzen wir einen Teil der Innenstadt, von den kleien Häuschen zum Bankenvierteln, es ist heiß und feucht. Als wir ungefähr an der Adresse sind, finden wir keinen Aufgang zur Bar (wir haben ja kein Netz, immer nur im Wlan), was uns aber nicht wirklich stört: Es sind so viele Menschen unterwegs, die offensichtlich in Hemd und Arbeitskluft einkehren, dass wir wahlweise sowieso keinen Platz finden würden oder falsch gekleidet wären. Zudem haben wir den Blick auf die Bucht entdeckt ...und eilen lieber dorthin,
In den Parks trainieren kleinen Grüppchen , Fitnesstraining und Joggen. Und an wirklich keiner Ecke muss man sich Gedanken machen, blöd angesprochen zu werden, auch wenn es schon lange dunkel ist.
Kurz schauen wir bei der (kostenlosen, kitschigen) Lightshow vor dem Marina Bay Sands zu, dann bummeln wir noch einmal über die Helix-Brücke, vorbei an der Esplanade (gutes Zeichen: die Reiseleitung hatte das kostenlose Jazzkonzert am falschen Tag vermutet, die Entspannung setzt offensichtlich ein) bis zum Merlion. Wie immer ist es kaum möglich, ein Foto zu machen, ohne im Selfie von anderen Menschen herumzustehen.
Vom restlichen Bargeld gibt es Bubbletea und Tigerbier, wir schauen noch lange über die Bucht. Der Nachwuchs hat nur eine Frage: Wann machen wir hier wieder Urlaub? Tatsächlich sind wir so voller Eindrücke, dass sich die Tage viel länger angefühlt haben. Und dabei ist das ja erst der Anfang.
Kleine Häuschen, hohe Finanztürme.
Es sind noch so viele Bilder übrig.
Es sind nur ein paar Straßenzüge, aber viel zu entdecken.
Der Wecker geht um 5.15 Uhr und wir haben eine Höllennacht hinter uns, mit im Schnitt 3 Stunden Schlaf. Etwas zerknittert gehen wir zur Rezeption und bekommen ein Taxi bestellt. Wie üblich in Singapur ist etwas Landeskunde im Fahrpreis inbegriffen. Der Fahrer ist diesmal mit chinesischem Hintergrund und referiert über die Landgewinnung (erstaunlich viel Fläche, über die wir gerade fahren, war vor zwei Jahrzehnten noch Meer) und den öffentlichen Wohnungsbau. Kichernd erzählt er, dass junge Paare sich um eine solche Wohnung bewerben und im Schnitt nach 4 Jahren dann einziehen können - aber nur dann, wenn es noch das ursprüngliche Paar ist, Partnerwechsel ist nicht ... Um 6.30 Uhr sind wir am Flughafen, die Fahrt war kurzweilig und mit zirka 20 Dollar (14 Euro) recht günstig.
Nachdem wir schon online eingecheckt hatten und das Gepäck schnell weg ist, suchen wir Frühstück. Und finden erstmal asatische Nudeln oder Fischbällchen, nach beidem steht uns gerade nicht der Sinn. Aber es ist noch etwas früh, wir stoßen immerhin auf eine Station mit Kaffee und Gebäck. Noch einen Abstecher in den kleinen Schmetterlingsgarten, dann führen uns die langen Rollbahnen schon zum Gate.
Die Reiseleitung hatte sich vorab Wissen über die 737 Max angelesen, das natürlich wieder niemand hören wollte. Hier die Kurzfassung: Nach zwei Abstürzen im Jahr 2019 stellte sich heraus, dass es wohl eine Kombi aus neuer Software und nicht geschulten Piloten war. Also wurden alle Maschinen wieder zurück in die Hangars gebracht. Die Sicherheitschecks danach waren wohl sehr akribisch, heißt es zumindest, und derzeit schwirrren über 500 Maschinen dieses Typs weltweit herum. Wir haben sechseinhalb Stunden nach Cairns vor uns und Singapore Airlines sind grandios wie immer. Leckeres Essen (das der Nachwuchs geradezu verschlingt), auch an Bord noch mit Auswahl, das Audiosystem funktioniert auf Anhieb etc. Allein, dass es für die Holzklasse nur zwei Toiletten gibt, ist etwas nervig. Gerald und Kilian schlafen, Louisa zwitschert ihr erstaunlich umfassendes Wissen über Flugzeugunglücke und Stewardessentipps. Frau Tauer trinkt Weißwein und schluchzt sich durch "Ein Mann namens Otto" mit Tom Hanks.
Irgendwann kommt die australische Küste ins Sichtfeld, Gesteinsformationen, Regenwald und schon bald sind wir im Landeanflug. Die Einreise dauert und wir sind bei der Border Control, die vor uns einen Asiaten gegrillt hatte ("Sie waren vor zwei Jahren erst da, warum eigentlich?") gaaanz zahm. "Knapp 4 Wochen?" Der Beamte nickt anerkennend. Und drinnen sind wir. Warten auf die Koffer, wir beobachten den verspielten Suchhund der "Biosicherheit". Das nimmt man hier mit gutem Grund sehr ernst, kein Salamibröchen und keinen Banane dürfen über die Grenze. Das Mers-Virus ist offensichtlich wieder ein Thema, in Singapur war man gerade mit dem Denguefieber beschäftigt.
Der Flughafen Cairns ist winzig und um 18 Uhr schon im Schlafmodus. Der Geldautomat arbeitet immerhin noch. Ein Taxi fährt uns zur Unterkunft, die in einem Ressort liegt (was wir erst seit zwei Tagen wissen). Der Zugang ist recht elaboriert ("am Sicherheitshäuschen vorbei. Zeigt den Code nicht dem Taxifahrer, sonst gehen die Einheimischen wieder im Pool schwimmen. Am Briefkasten ist wieder ein Code. Dann findet ihr die Schlüssel und der grüne ..." Nein, keine Satire, echt.)
Inzwischen ist es dunkel, wir laufen die knapp 3 Kilometer in die Stadt. Anders als in Singapur gibt es wieder Insekten. Und es gibt schon das erste Schild: Achtung: Krokodile, bloß nicht an der Wasserlinie entlang gehen. Willkommen in Queensland .... Die Australier treiben Sport und sitzen an den kostenlosen BBQ-Stellen. Langbeinige Vögel staksen umher, schimpfen zwischendurch lautstark. Im "Little Sister" essen wir sehr fein zu Abend, die Portionen sind zum Teilen gedacht und natürlich müssen wir nachordern. Noch ein Blick auf den sehr großen öffentlichen, kostenlosen Pool an der Esplanade (Meer ist ja nicht), der natürlich auch schon geschlossen hat. Dann laufen wir wieder zurück und haben doch wieder gut 10 Kilometer Strecke geschafft ... Der Schlaf danach ist tief und fest.
Noch etwas himmlisches und irdisches Bildmaterial.
Wir schlafen alle vier tief und fest. Wenn man mal kurz wach ist, hört man fröhliche Kinderreime aus der Kinderbetreuung neben an oder das Rauschen der Palmen im Wind. Erst gegen 10.30 Uhr sind langsam alle wach. Es gibt Tee, Kaffee und Kekse in der Sonne. Irgendwie sind wir platt, kein Wunder, Kilian trackt die Schritt und kommt irgendwie auf mindestens 60 Kilometer in den vergangenen Tagen.
Wichtiger Programmpunkt: Wäsche waschen. Wir bummeln gemütlich zu einem Supermarkt in der Nähe, der immerhin eine Basisausstattung . Es gibt Eier und Speck, Louisa wagt sich danach in den kalten Pool, Nicole hält immerhin die Füße ins Wasser. Der Anlage haftet etwas von Mallorca-Urlaub an, gleichzeitig ist es unglaublich idyllisch hier. Dass man in Australien ist, merkt man daran, dass plötzlich eine Art Truthahn durchs Bild läuft.
Da wir noch keinen Mietwagen haben, fahren wir mit dem Bus in die Stadt. An der Haltestelle spricht uns ein sehr betagter älterer Herr an - auf Deutsch! 1956 wollte er eigentlich nur zur ersten Olympiade in der südlichen Hemisphäre nach Melbourne, doch dann hatte ihn der Bischof von Brisbane als Missionar nach Papua Neuguinea geschickt. In der ehemaligen deutschen Kolonie arbeitete er dann mit einem deutschen Bischof und vielen deutschen Nonnen zusammen. Im Bus selbst wiederum nimmt ein Mitglied der Aborigines Kontakt auf, leider in schwerst verständichem Englisch. Er verabschiedet sich in Richtung Nicole mit "Ich habe dich schon einmal gesehen" - wer sich jemals mit der sehr komplexen Glaubens und Geisteswelt der Einheimischen befasst hat, weiß: Da gibt es nix zu widersprechen. Was wissen wir denn schon.
Sehr kurios gestaltet sich der Kauf von zwei Telefonkarten beim Großanbieter Telstra: Nicole und Gerald müssen sie selbst reinmontieren, sich selbst anmelden etc. Der Verkäufer steht nur dekorativ im Raum rum. Immerhin hat er den Tipp, dass wir uns mit der deutschen Passnummer unter "Niederlande" (!!) anmelden müssen - tatsächlich, dann klappt es. PIN oder PUK gibt es keine. Danach bekommt Kilian eine Karte bei Vodafone - und muss am Schluss nichts machen, außer die Karten einzulegen. Puk und Pin sind inklusive.
Nochmal Bummel an der Esplanade, zu einem unfassbar fotogenem Sonnenuntergang. Die BBQ-Stände, die überall kostenlos herumstehen (samt kostelńlosem Trinkwasser, samt sauberen Toilettenhäuschen ....) sind belegt. Das Public Viewing der Frauen -Wm beginnt, wenn auch in kleiner Runde. Nach etwas anstehen bekommen wir eine Pizza und laufen wieder nach Hause.
Die Aussies sind weiterhin so gechillt und freundlich, wie wir es schon kannten. Bei, Aussteigen aus dem Bus bedankt man sich beim Fahrer für die Fahrt und sagt Tschüss. An der Kasse sagt die Kassiererin "Habt einen schönen Tag - nein, habt einen WUNDERBAREN Tag". Davon ein kleines bisschen was in den Koffer packen ....
Noch ein paar unglaublich kitsche Fotos ohne Filter.